Über den Geist des Zeitalters und die Gewalt der öffentlichen Meinung
vernünftige, Religion, Moral und Staatsrerht betreffende Jdeen bey ihm zu GewohnheitsBegriffen, zur habituellen Denkweiſe geworden; ſo würden wir zwar falſch ſchließen, went. iir eine ſolche Aufflärung für eigentliche Gelchrſamfkeit halten wollten; allein wir würden eben ſo falſch urtheilen, wenn wir Nichtgelehrten von der Art die Aufflärung deshalb abſprächen. -
Es giebt Gelehrte, die bey aller Gelehrſamkeit wenig aufgeélärt ſind und darum der Geſellſchaft wenig nußen. Jhre Art von Gelehrſamkeit beſchäftiget mehr das Gedächtniß als den Verſtand, und if größtentheils aus aufgenommenen ‘Formen und Begriffen. zuſammengeſeßt. Sie füllt den Kopf mit - abgezogenen ſpeeulativen Jdeen, macht aber weder die Urtheilskraft no< den Willen zum Gebrauche im geſellſchaftlichen Leben geſchi>ter. vs
Unter dieſem Geſichtspunkte müſſen wir die gerühmte Gelehrſamkeit der vorigen Zeiten betrachz ten und der zunftmäßigen Einrichtung der damas kigen Schulen und Studien das Uebel beymeſſen. So ſehr auch die Bemühungen der neuern Pâda=gogen dieſen Zunftzwang gegen eine beſſere Lehre art zu verdrängen bemüht ſind, ſo finden wiv denno<h immer manche Reſte einer merklichen