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žiale Beziehungen ermöglichen. Während unserer Überlegungen stießen wir auf Goya, betrachteten seine Bilder, auf denen Stierkämpfe dargestellt sind, von Schaulustigen in der Arena beobachtet; Amphitheater mit Logen für Zuschauer. So wurde die Idee der Arena geboren. Die Arena ist ein sehr eindeutiger, klarer Raum, der ausgiebige Möglichkeiten für das Spiel(en) bietet. Er zwingt zur Zentralisierung der Vorgänge, Gleichzeitig impliziert die Arena in der Realität soziale Beziehungen, die für die Figuren des Stückes sehr interessant sind - so z. B. das Verhältnis zwischen Zuschauern und Spielern/Akteuren/ Kämpfern. Eine zwiefach geschlossene Masse hat man in der Arena vor sich... Die Arena ist nach außen hin gut abgegrenzt ... Die Zahl der Plätze, die sie faßt, ist beschränkt. Ihrer Dichte ist ein Ziel gesetzt. Die Sitze sind so angelegt, daß man sich nicht zu sehr drängt. Die Menschen darin sollen es bequem haben. Sie sollen gut sehen können, jeder von seinem Platz, und sie
sollen sich nicht untereinander stören. Nach außen, gegen die Stadt, weist die Arena, eine leblose Mauer, Nach innen baut sie eine Mauer von Menschen auf. Alle Anwesenden kehren der Stadt ihren Rücken zu... Für die Dauer ihres Aufenthalts in der Arena scheren sie sich um nichts, was in der Stadt geschieht... Die Masse muß sich nach innen entladen, Die Reihen sind übereinander angelegt, damit alle sehen, was unten vorgeht. Aber das hat zu Folge, daß die Masse sich selber gegenübersitzt, Jeder hat tausend Menschen und Köpfe vor sich. Solange er da ist, sind sie alle da. Was ihn in Erregung versetzt, erregt auch sie, und er sieht es... Sie werden sich alle sehr ähnlich, sie benehmen sich ähnlieh. Er bemerkt an ihnen nur, was ihn jetzt selber erfüllt. Ihre sichtbare Erregung steigert die seine. Dei Masse, die sich selber so zur Schau stellt, ist nirgends unterbrochen. Der Ring, den sie bildet, ist geschlossen. Hs entkommt ihr nichts, □ Elias Canetti In der ersten Probenphase wird - von allen konzeptionellen Erwägungen abgesehen - der einem gefundene
Raum ganz an sich genommen, konsequent als Spi e 1 - Raum benutzt. Es wird mit ihm gespielt, der Raum wird abgetastet / ausgetestet.
Die Rundköpfe und die Spitzköpfe und Measure for Measure Im Jahre 1931 wurde Brecht von der Volksbühne in Berlin beauftragt, eine Bearbeitung von Shakespeares Measure for Measure zu liefern. Obwohl Brecht damals angeblich keinen Wert mehr in den Klassikern finden konnte, hat er mit dieser Arbeit begonnen; er wurde aber damit nicht fertig. Stattdessen schrieb er, wie er selbst berichtet hat, ein neues Stück; Das Schauspiel Die Spitzköpfe un‘d die Rundköpfe oder Reich und Reich gesellt sich gern ist der 17. der Versu-
che. Dieses Schauspiel ist auf Grund von Besprechungen entstanden, welche eine Bühnenbearbeitung von Shakespeares Mass für Mass bezweckten. Der Plan einer Erneuerung von Mass für Mass wurde während der Arbeit fallengelassen, Warum er die Erneuerung aufgab, wissen wir nicht. Fest steht aber doch, daß auch die endgültige gedruckte Fassung Die Rundköpfe und die Spitzköpfe (im obigen Zitat sprach Brecht von einer früheren Version) in hohem Maße noch auf Shakespeares Schauspiel basiert. Aber Brecht hat selbst nur eine Parallele zwischen seinem Stück .und Measure for Measure anerkannt: Das achte Bild ( Gasse der Altstadt) enthält in dem Treffen der Geschwister de Guzman die Nachbildung einer Szene des elisabethanischen Theaters, nämlich die Unterredung des Claudio mit der Isabella in Shakespeares Mass für Mass. Obwohl das Stück Die Rundköpfe und die Spitzköpfe mehrmals umgearbeitet wurde und in vielen Fassungen vorliegt, ist die Beziehung dieses Stückes zu Shakespeares Measure for Measure in vielen Punkten deutlich, Anhand der verschiedenen Manuskriptfassungen im Bertolt-Brecht-
Archiv kann man leicht feststellen, wie sich Brecht allmächlich von seinem Modell zu emanzipieren versuchte, wie sich aber auch gleichzeitig das neue Stück immer eng an Shakespeare anlehnte. Schon die Titel der verschiedenen Fassungen zeigen, wie Brecht seine Konzeption des Stückes geändert hat: so z. B. Mass für Mass oder die Salzsteuer nach Shakespeare; in de nächsten Fassung wurde dieser Titel auf dem Manuskript gestrichen und Brecht schrieb; Reich und Reich gesellt sich gern nach Shakespeare; 1932 entfernte sich Brecht in der nächsten Fassung noch mehr von Shakespeare. Die Spitzköpfe und die Rundköpfe (nach Motiven aus Shakespeares Mass für Mass)\ in der nächsten Fassung (Bühnenfassung) verbindet er zwei frühere Titel; Die Spitzköpfe und die Rundköpfe oder Reich und Reich gesellt sich gern - jetz fehlt allerdings jede Erwähnung Shakespeares. Als Brecht seine Bearbeitung begann, war die Weltwirtschaftskrise augebrochen. Daß Brecht diesen Faktor in das Stück hineinbringen wollte, zeigt sich an der Tatsache,
daß er schon in den ersten Entwürfen das Wirtschaftliche an die Stelle des Moralischen stellt: Bei Shakespeare übergibt der Herzog von Wien wegen des moralischen Bankrotts im Staate die Vollmacht an Angelo; bei Brecht ist der Bankrott in erster Linie finanziell: um den finanziellen Zustand des bankrotten Staates zu sanieren, sucht der Herzog eine stärkere Hand. Als Lösung der Krise denkt man zunächst an die Einführung der Salzsteuer und an ein Bündnis mit den großen Bankiers im Lande. Letzten Endes sollte das alles dazu dienen, auf den unüberbrückbaren Gegensatz zwischen Arm und Reich und auf die Unterdrückung der Armen durch die Reichen hinzuweisen. Offensichtlich wollte Brecht zunächst das Stück bloß wirschaftlich konkretisieren: daher die früheren Titel Mass für Mass oder die Salzsteuer und Reich und Reich gesellt sich gern. Dazu kam aber nun ein zweiter Faktor: das Aufkommen der nationalsozialistischen Partei. Unter den Manuskriptblättem der früheren Fassungen befinden sich einige Zeitungsausschnitte und Bilder, die etwas Licht auf Brechts Absichten werfen. Vor allem finden wir
einen langen Ausschnitt aus dem Völkischen Beobachter vom 21. Oktober 1932, der den vollständigen Text eines wilden Angriffs Hitlers auf Kanzler von Papen wiedergibt. Daß Brecht auch in seinem Stück eine Beziehung zwischen den Rassentheorien von Angelas und denen Hitlers klarlegen wollte, zeigte sich auch in verschiedenen Paralellen zwischen den beiden Figuren. Oft erinnert der Wortlaut von Angelas’ Reden sogar an Hitlers Phrasen; so z. B. dieses Land. .., das mir im Grunde gesund scheint. Auch erfahren wir, daß Angelas - genau wie Hitler - hauptsächlich von dem verarmten Mittelstand unterstützt wird. So kam es zu einer Verbindung der beiden Motive der Wirtschaftskrise und der Rassentheorie. Auf diese Art und Weise wurde die moralische Frage Shakespeares dem materialistischen Gesichtspunkt Brechts unterworfen. Zeitumstände bedingten in erster Linie die neue Grundlage der Bearbeitung, genau wie das Brechts Haltung schon während der zwanziger Jahre gewesen war. Hier hatte Shakespeare offensichtlich doch noch einen Materialwert, denn
er wurde dazu verwendet, einen Kommentar auf die Zustände der Zeit zu liefern. Die Hauptereignisse der Shakespeareschen Handlung haben fast alle ihre Parallele bei Brecht. In Measure for Measure übergibt Herzog von Venedig seine Vollmacht an Angelo, der während der Abwesenheit des Herzogs dessen Stellvertreter sein soll. Wir erfahren, er tut das, weil er die Gesetze gegen liederliche Sitten wieder in Anwendung bringen will, aber er fürchtet sich vor dem Eindruck, den er - bisher allzu tolerant - machen würde, wenn er selbst diese Gesetze wieder effektiv machen würde. Bei Brecht übergibt der Vizekönig von Jahoo seine Vollmacht an Angelo Iberin, weil die wirtschaftliche und soziale Lage des Staates so schlecht ist, daß er sich nicht zu helfen weiß. Er hofft, Iberins Rassentheorien, die das Volk in zwei Gruppen aufteilen - die aufrechten und fleißigen Rundköpfe und die lügnersichen und faulen Spitzköpfe - werden das Volk vom eigentlichen Problem ablenken: nämlich dem Klassenkampf zwischen Arm und Reich, und daß Iberin dadurch wieder Ordnung im Lande ein-
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