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Ameisen lernen auf dem Markt das Fliegen Theatertruppe Titanick fasziniert mit “Insect’ das Publikum Halle/MZ. Nur rechtzeitiges Kommen sicherte am Samstag-abend vor dem Rathaus gute Plätze, sprich die beste Sicht auf das, was da um halb zehn kommen sollte. Doch auch diejenigen der rund 1000 Zuschauer, die keinen der wenigen Sitzplätze ergattert hatten, verschafften sich in Eigeninitiative einen Durchblick - sie entfernten kurzerhand aufgehängte Werbepiakate, um nichts vom bevorstehenden Spektakel zu verpassen. Insect - so der viel versprechende Titel der neuesten Produktion des Theaters Titanick aus Münster und Leipzig, das bereits vor zwei Jahren mit demgleichnamigen Stück den halben Markt unter Wasser setzte. Dieses Mal nun ist es ein überdimensionales Ameisenvolk, das, in geheimnisvolles Licht getaucht, betriebsam vor den Augen des faszinierten Publikums agiert. Dieses ist in allen Altersgruppen vertreten - vom Dreijährigen mit Vater bis zum Seniorenehepaar. Manch einer versucht, in die Dunkelheit hinein ein Foto zu schie_envon der grandiosen Szenerie, in der ameisenhafte Arbeiter, Soldaten und Baumeister die Königin - eine Symbiose aus Mensch und Stahl - umschwärmen. Die stäh-

lerne, atemberaubende Technik wurde, so verrät später Schauspieler Michael Freundt, bereits 1998 auf der Expo in Lissabon gezeigt. In dieser geordneten Insektenwelt entschiüppft der Königin, Eier hütender Lebensquell des Hofstaates, ein wunderliches Wesen. Die geflügelte Prinzessin, per Kran an einem Seil hängend, erhebt sich in den nadhtdunklen Himmel, wird aber von der alternden Königin am Fliegen gehindert. Von nun an entbrennt in dem Insektenvolk der Wunsch, fliegen zu können. Die absonderlichsten Fluggeräte erheitern oder erstaunen nun das Publikum: Ikarus 1 Flügel, ein an die Lilienthais erinnerndes Fluggestell, lustige flügelschlagende Fahrräder, filigrane Gleiter. Doch sämtlich zerschellen die Fiugobjekte am Boden, zerbersten in der Luft, explodieren, gehen in Flammen auf - Gelegenheit für die Pyrotechniker, ihr Können zu beweisen. So schlägt letztlich die Stunde des grandiosen Erfinders, der einen stählernen Golem konstruiert, der die Insektenwelt aus den Angeln und vom Boden heben soll, was in einer Katastrophe endet. Doch der Traum vom Fliegen ist übermächtig, und so entschwinden am Ende di “Ameisen" über die Köpfe des staunenden Publikums bis über das Rathausdach.