Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen
31
ſchlängelt ſih das Silberband der Bojana. Im Süden
weitete ſih die fruchtbare Ebene der Zadrima und in ver=-
ſ{<windender Ferne, hinter den Bergen von Barb az-
[uſchi undKakaritſ< ſu<ten wir die blauen Fluten
der Adria. Dſtwärts aber dräuten die kahlen Felſen von
Merdita, die Berge des albaniſchen Hochlandes. Und zu | unſeren Füßen lag Skutari in überwältigender Schönheit. / Wenn wir die engen Gaſſen der Stadt durchſchritten | hatten, dann gewannen wir einen ſtändig troſtloſeren | Eindru> von dieſer Stadt. Denn nux hohe Mauern mit engen Pforten waren uns zu Geſicht gekommen, wo wir auh immer von der Haupt- und Verkehrs- und Geſchäfts=ſtraße abgewichen waren. Hier oben, auf der Galerie des mächtigen Domes aber ſahen wir, daß dieſe hohen Mauern blühende Gärten, weitläufige Anlagen um}{<loſſen, in deren Mitten erſt die Häuſer der Stutariner ſi< erhoben. | Und wie eine einzige große Gartenſtadt lag Schkodra vor | uns, wie ein Märcken an landſchaftlicher Schönheit und! Pracht. Ueber all dem aber drohte der Felſen Raſapha!
mit ſeiner finſteren Feſte. Da 8 war Skutariz; will man
es kennen lernen, muß man den Campanile ſeines Domes |
beſteigen! — — —
—
Die Kathedrale ſelber iſt ein Nieſenbau, der weniger dur< künſtleriſ<h geſ{<ma>volle Anordnung und Archiz tektur, als durh ſeine gewaltigen Ausmaße wirkt. Man \ fragt, warum dieſe Kirche in fo unverhältnismäßig großen | Dimenſionen angelegt iſt und erhält zur Antwort, das | müſſe ſo ſein, ſolle es auf die katholiſhen Albaneſen Ein= | dru> machen: groß, unglaubli>, groß} — das iſt ihr | Schönheitsideal bei einem Gotteshauſe. Unter dem Erd= | beben, das im Jaÿre 1965 Skutari heimſuchte, hat beſonders die Faſſade des Domes ſehr gelitten; no< heute erinnern ſehr bedenklihe Spuren an die Gewalt jenes Naturereigniſſes.