Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen

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ſih, obgleich feineëwegs mehr Jünglinge, „die Jugend Salas“. Das böſe Beiſpiel der Schala fand bald in anderen Stämmen (Nikaj, Merturi, Thatſchi) Nachahmung und heutzutage iſ die Inſtitution der Djelmnija, wie geſagt, allgemein verbreitet. Unter der Leitung Mehmed Schpendis brachte es die Djelmnija in Schala zu ſolchem Einfluß, daß ſie heute ſogar gegen den Willen des Bajraktars die für ganz Shala (2800 Einwohner) bindenden Geſeßze vorzuſchlagen und zu effektuieren imſtande iſt.

Einzelne der von dieſer jungen albaneſiſchen Dppoſiz tion in den Stammesverbänden erlaſſenen Geſeße ſind ja ſehr zeitgemäß und wirklih im allgemeinen Wohle gelegen. So erließ 3. B. die Djelmnija von Theti, um verſhwenderiſcher Geldausgabe zu ſteuern, ein Geſet, demzufolge im Falle eines Totenmahles an dieſem nur ſolche Gemeindemitglieder teilnehmen dürfen, die ſeitens der Trauernden eigens hiezu eingeladen wurden. Dder: um der im Frühjahre ſtets wiederkehrenden Preisſteigerung des Maiſes vorzubeugen, verbot der „Rat der Jugend“ von Shala ſeit 1904 die Maisausfuhr aus dem Gebiete des Stammes. Gegen den Luxus, der bei der gegenſeitigen Beſchenkung anläßli<h der Zeremonie des erſten Haaxſh1teidens vorkam, wandte ſih das von der Djelmnija von Shala erlaſſene \Geſeb, welches den Maximalpreis, den der Pate anläßlich dieſer Zeremonie dem Vater des betreffenden Kindes zahlt, von 300 bis 500 auf 100 Piaſter herabſeßte. Eine Umgehung dieſes Geſetzes wurde von der Djelmnija mit dem Verluſte von je einer Kuh (Wert zirka 120 Kronen) an beiden ſachfällig gewiordewen Parteien beſtraft, und an der Spiße von 500 Bewaſfneien erzwang der I pari i djelmnis auh no< die Rückgabe der Geſchenke. — Dieſe wenigen Beiſpiele tun gewiß zur Genüge dar, daß die Djelmnija eine Inſtitution iſt, welche ſih erklärlicherweiſe mehr der Sympathien der ärmeren Volksklaſſe als jener der Reichen erfreut.