Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

Roman von Adolph Stre>fuß._ 39

träumt und hinabgeſchaut in das tiefe grüne Waſſer. Wie eine Eingebung erſchien mix die plößliche Erinnerung. J< raſſte mi< auf; auf dem Stuhl neben dem Bette ſag meine Reiſetaſche, ih hatte ſie am frühen Morgen gepa>t, um am Mittag abreiſen zu können, und jebt erinnerte ich mich, mein ganzes baares Geld, zehn harte Thaler, hatte ih der Taſche anvertraut. Es var genug, um ein Billet na< Wilhelmshagen zu löſen und mit dem Nachtzug ab-= zufahren. Was dann weiter geſchehen, wie ih abgereist, wie ih hieher gefommen bin, von dem Allem weiß ih faum mehr etwas; nux der lebten Augenbli>e exinnere ih mi noh, daß i< ſang, und dann — nun, das Uebrige wiſſen Sie ja! Jh bin ein unſeliger, unglüc{licher, ver= lorener Menſch !“ „Sie find ein ſeltſamer Patron, Freund Pechmayer!“ evriviederte der Andere auf dieſen verzieiflungsvollen ſeßten _Ausruf. „Sie ſind zuſammengeſeßt aus Widerſprüchen. I< verſtehe Sie nicht, am wenigſten aber verſtehe ih es, wie ein Menſch darüber ſo in Verzweiflung gerathen kann, daß er lumpige zwölfhundert Mark im Spiele verloren hat! Solche Bagatelle !“ „Jh fürchtete mih vor dem Sißen !“ ſagte Pechmayer fleinlaut. — „O, ih bin verloren, rettungſlos verſoren !“ Pechmayer erhielt feine Antwort, ſein Gefährte ſaß ihm gegenüber und bli>te träumend in's Weite, während die Hand mechaniſch eine Blume zerpflü>te. Sein niht un= ſchönes Geſicht, welches den Ausdru> vollſtändiger Ab= ſpannung und Gleichgiltigkeit trug, wurde plöglich dur ein Lächeln erhellt, die träumeriſchen Augen erhielten Glanz, Bibliothek, Jahrg. 1884. Bd. LT. 3