Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

130 Unter dem ſ<hwarzen Kreuz.

Wogen gegen den Strand donnert! Heute eine harmloſer Süngling, ein Freund des Menſchen, der ſeine Laſten trägt und die fernſten Ufer verbindet, morgen ein grollen= der Rieſe, zerſtörend und mordend — das iſt das Meer.

Seit drei Monden war Boelmann hier eingetroffen. Ex fand die Niederlaſſung von den ſchon früher vorauê= geſandten Ordensleuten bereits im Weſentlichen vollendet und konnte ſich mit ſeiner Tochter und ſeinem Heer von Knechten , Arbeitern und Schreibern ſ{nell einrichten. Das Mittelhaus war ihm von vornherein zu ſeiner Wohnung und ſeinen Comptoirs und Schreibſtuben beſtimmt worden, und Hadwig hatte vollauf zu thun, die zwax nicht weitläufigen, aber immerhin genügenden Räume wohnli<h umzugeſtalten, den aus Elbing mitgebrachten Hausrath unterzubringen und mit weiblichem Sinn Linnen= ſchränke und Vorrathskammern zu füllen und zu ordnen. Das war ein Schaffen, wenn ſie mit der alten Martha, der Haushälterin, wirthſchaftete und räumte, da flogen die Wochen hin wie Tage, und die Gedanken hatten faum Zeit, auch einmal in die Weite zu ſchweifen und an ferne Lieben zu mahnen! Und wenn dann die friſche Briſe von der See her über den Strand ſtri<h und ihr die LoÆen um die Stirn wehten, dann lächelte der Alte wohl und mahnte: „Nux langſam, Hadwig, hat Zeit, hat Zeit, mein Kind!“ Aber fie ſchüttelte den Blondkopf und ſtürzte fich immer auf's Neue unverdroſſen in die Arbeit, als fönne ſie nicht genug eilen, fertig zu werden, oder als ſuche ſie in der Thätigkeit eine Ablenkung von der Cr=innerung, die ihr ganzes Herz ausfüllte. Nux am Abend,