Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

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gethan hat, iſt niht zu entſchuldigen. Du wirſt Dich ſo= fort na<h Deinem Zimmer begeben, Lieschen, und dort bleiben, bis der Vetter Albre<ht erklärt hat, daß er Dir verzeiht.“

Schweigend beugte ſich Lieschen dem Befehle des Vaters, vox ihm demüthigte ſie fih, aber der Blik, mit welchem ſie den Vetter Albrecht anſchaute, als ſie an ihm vorüber= ging, war durchaus nicht demüthig, eine Bitte um Ver= zeihung ſprach er ganz und gar niht aus.

„Es iſt entſeßlih,“ rief der Lieutenant, als Lieschen das Zimmer verlaſſen hatte, mit theatraliſcher Verzweiflung in Ton und Miene, „eines Hergelaufenen Fremden, eines niedrig geborenen Abenteurers wegen, um ihn weiß zu brennen von einer Schuld, wird auf mi< ein unwürdiger Verdacht geworfen! Dieſer Pe<hmayer —“

„Hat gar keine Veranlaſſung gegeben, um den Ver= dacht des nächtlichen Einbruchs, des Diebſtahls auf ihn zu werfen,“ entgegnete Herr v. Oſternau, den Lieutenant unter= brechend.

„Abex Vetter, Du ſagteſt ſelbſt, nux ein Hausdieb fönne die unſelige That verübt haben. Wen von allen Hausgenoſſen könnte wohl ein Verdacht treffen? Die ganze Dienexrſchaft iſt treu und ſeit Jahren erprobt; nux der JInſformator iſt erſt ſeit kurzer Zeit hier im Schloß. Wix kennen feine Vergangenheit nicht, er ſpricht nie über diez ſelbe. Solche Verſchloſſenheit verräth ein böſes Gewiſſen; ih habe ihm nie getraut. J< will ihn trobdem niht beſchuldigen, aber ſein geſtriges zerſtreutes Weſen, ſein fonderbares Benehmen, und der Umſtand, daß der Einbruch