Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

Roman von Adolph Stre>fuß. 49

Tochter eines Tagelöhners wäre, aber i< ſreue mich doch, daß ſie ein Fräulein v. Maſſenbuxg iſ, meines guten Vaters wegen freue ih mich.“

„Aber Bertha’s Vater, Herr v. Maſſenbuxg, hat ſeine Einwilligung no< niht gegeben !“

„Deshalb fomme i<h zu Fhnen mit einer dringenden Bitte. J< weiß es wohl, daß ſie unbeſcheiden iſt, daß in der Erntezeit alle Kräfte angeſpannt werden müſſen ; aber ih hoffe troßdem auf Jhre große Güte. Gewähren Sie mix Uxlaub auf zwei Tage, damit ih perſönlich mix die Einwilligung des Herrn v. Maſſenbuxg einholen kann. Heute gleich na< Tiſh möchte ih na< Breslau und dann mit dem Abendzug na< Bexlin reiſen. Jn einem Tage hoffe i< Alles erledigt zu haben. Jh verſpreche, wenn es irgend angeht, ſ{<on morgen Abend wieder von Berlin abzureiſen, ſo daß ih übermorgen Mittag in Schloß Oſternau zurü> ſein kann.“

Eine ſolche Bitte war niht zurüc(zuweiſen, Herr v. Oſternau mußte ſie gewähren; aber er knüpfte die Ge= währung doh an die Bedingung, daß er vor der Abreiſe des Herrn v. Wangen erſt ein ernſtes Wort mit Bertha allein fprehen werde. Damit war der vertrauensvolle Bräutigam ganz einverſtanden, er war ſeines Glilicfes ſo ſicher, daß ex nichts von ſolcher Unterredung fürchtete. Und er hatte Recht, denn als Bertha eine Viertelſtunde ſpäter neben Herrn v. Oſternau auf dem Sopha ſaß und dieſer ſie re<t ernſt und eindringli<h fragte, ob ſie au< ihr Herz geprüft habe, ob fie hoffe glü>li<h zu werden und einen hatten glüd>li<h zu machen, der in ſeinem ganzen

Bibliothek. Fahrg., 1884, Bd. TV. 4