Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.

4 Klippen des Glüds.

er ſich einer Sorge nicht entziehen, welche ſeine Gattin mit ihm theilte, die Beiden ſchwer auf dem Herzen lag. -

Seit Lieëchen ſo kühn und entſchieden für Pechmayer gegen den Lieutenant in die Schranken getreten war, war auch Hexrx v. Oſternau zu dem Glauben gekommen, daß ſie wirklih für den von ihr Vertheidigten ein wärmeres Gefühl empfinde, als ihm wünſchen2werth ſein konnte. Ex nahm zwar ein reges Intereſſe an dem jungen Mann, twie groß daſſelbe wax, wurde ihm erſt klar dur< das Gefühl der Unbefriedigung, welches er empfand, ſeit ex Abends nicht mehr dem meiſterhaften Spiel, dem ihn tief bewegen= den Geſang des Künſtlers lauſchen fonnte. Darin aber mußte ex doch ſeiner verſtändigen Frau Recht geben, daß ein Jnformator ihm nicht ein exwünſ<hter Schwiegerſohn fein könne. Lieschens kaum mehr verhehlte Neigung zu Pechmayer erfüllte ihn daher mit um fo größerer Beſorg= niß, als ihm mehr wie jemals ſein Rechtsgefühl verbot, dem Rathe ſeiner Frau zu folgen und Jenen aus dem Schloß zu entfernen.

Mit Sorge ſchaute Herr v. Oſternau der Rückkunft des Kandidaten entgegen, täglich erwartete er ſie, und es gab ihm immer ein Gefühl der Beruhigung, wenn der Abend fam, ohne daß Pechmayer fih als zurü>gekehrt gemeldet __ hatte.

Fünf Tage waren ſo vergangen, ohne daß weder der Lieutenant noch der Kandidat etwas von fich hätten hören laſſen, da brachte am Abend die Poſttaſche außer den Zei= tungen und einem Geldſchein für Herrn Storting zwei Briefe an Herrn v. Oſternau; der eine in Berlin auf die