Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.
Von Gottfried Pfeuffer. 199
augen“ Homer preist. Auch Apollo hat hoch aufgeſchlagene, Minerva zivar große Augen, jedoch mit geſenften Augen= lidern. Nux Venus erſcheint mit kleinen Augen, das untere Augenlid mit ſhmachtendem Ausdrut>e in die Höhe gezogen. „Jupiter, Apollo und Juno,“ ſagt Winkelmann, „haben die Oeffnung der Augenlider groß und rundlich gewölbt und enger als gewöhnli<h in der Länge, um den Bogen derſelben deſto erhabener zu halten.“ Von den Alten wurden die großen Augen nicht blos als beſondere Merk= male der Schönheit geprieſen, ſondern ſie galten auch als ſichere Zeichen eines großen und erhabenen Geiſtes. Auch den Dichtern faſt allex Nationen gilt die Größe als eine der höchſten und vollendetſten Schönheiten des menſ{<-= lichen Auges.
Beſonders ſind es die arabiſchen Dichter, welche der erhabenen Größe des Auges in den beredteſten Worten huldigen. Schon der Koran weist die entzücten Gläu-= bigen auf die Schönheit des großen Auges hin: „Neben ihnen (den Seligen im Paradieſe) werden ſein Jungfrauen mit feuſchen Blien und großen ſchwarzen Augen.“ Ayu einer anderen Stelle verſpricht der Prophet ſeinen An-= hängern: „Vermählen werden wix ſie mit Jungfrauen, begabt mit großen ſ{warzen Augen.“
Goethe, Joſeph IL, Friedrich der Große, Thorwaldſen und Lichtenberg zeichneten ſich beiſpielsweiſe durch Größe der Augen, durch hohe Wölbung der Lider hervorgebracht, aus; auh dem Sofrates, der doch ſonſt von Geſicht nicht ſchön war, werden große Augen nachgerühmt, und fie ver= liehen dem Ausdru>e ſeines Geſichtes Erhabenheit.