Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

Von H: Berta 213

find inzwiſchen entzündet worden und gießen ihr mildes, dur Hornſcheiben geblendetes Licht über die Tafeln. Hühner= paſteten und Bötlein präſentiren ſi<h um einen ganzen ge= bratenen Eber, deſſen Jnneres mit einem Ragout von Schnepfen gefüllt iſt, eine Haſe hat ſi<h dur< angeſeßte Taubenflügel in einen Pegaſus verwandeln laſſen müſſen; im nächſten Gang zeigen fi<h, in Roſen und Weinlaub gebettet, mächz tige Stôre, Steinbutten und Meeraale neben Artiſchoken, Erbſen und Spargeln.

Endlich iſt die Hauptmahlzeit beendet. Unter dem Gez ſang eines Knabenchors wird der Nachtiſh auf gewaltigen Silberſchüſſeln hereingetragen und während die Tafelgenoſſen fich mit den Körbchen voll Bakwerk und Früchten, den Trauben und dem köſtlihſten Honig beſchäftigen, verſchieben ſich die goldumfaßten Quadrate des Deckengebälks. Ein duftender Regen von Roſen und Orangenblüthen ſenkt ſich auf die Zecher herab. Sulpicius winkt den rebenbekränzten Keſſerſflaven, die Bechèr zu wechſeln und den Gäſten an= ſtatt des Miſchweins reines feuriges Rebenblut, das in der Sonne der griechiſchen Juſeln gereift iſt, in Pokalen aus dem koſtbarſten Murrha *) zu reichen. Weitauf thun ſich gleichzeitig des Saales Pforten, eine bunte Schaar ſhwarz= Todiger Tänzerinnen aus Gades in Spanien, das die bez rühmteſten Jüngerinnen dex Terpſichoxe nah Rom ſandte,

*) Muxrrhabeher — nah der Meinung dex Einen beſtanden fie aus chineſiſhem Porzellan, nah der Anderer und neuerer Forſcher aus Flußſpath — waren ſeit den mithridatiſchen Feldzügen na<h Rom gekommen und ſehr geſhäßt. Sie wurden bis zu 700,000 Seſterzten (ca. 150,000 Mark) das Stück bezahlt.