Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.
Roman von Adolph Stre>fuß. 49
ſehen und ihn ſi<h wiederzugewinnen, aber auch dieſe Hofſ= nung ſollte ſich nicht erfüllen. Der Fürſt brachte ihr eines Tages die exrſchreŒende Nachricht, Albrecht, der dur< Un= glüdliches Spiel ſich vollſtändig ruinirt habe, ſei aus Nizza flüchtig geworden; ex habe ſih durch einen gefälſ<hten Wechſel Geld verſchaffen wollen, ſeine Fälſchung ſei aber entde>t worden und nux durch die Flucht habe er ſich der Verhaf= tung und einem ſ{mähli<hen Prozeß entziehen können.
Jn allen ihren Hoffnungen betrogen, auch in der, thre Geſundheit twiederzuerlangen, verließ Bertha im März Nizza, ſie kehrte nah Bexlin zurü> und bezog hier wieder die fleine entlegene Wohnung, die ſie zuleßt innegehabt hatte.
Durch die Reiſe in dex falten Jahre2zeit war ihr Bruſt= ſeiden fo verſchlimmert worden, daß kein Arzt ihr mehr Hilfe zu bringen vermochte. Sie ſiehte dahin, von Tag zu Tag wurde ſie ſhwächer. Der Arzt verordnete ihr die foraſamſte Pflege, von dem unbekannten Wohlthäter war ihm eine beträchtliche Geldſumme mit dem Auftrage über= geben worden, Alles zu thun, was ex irgend vermöge, um das Leiden der Unglücflichen zu mildern, aber er war machtlos gegen die tüciſche, ſchnell ſih weiter DS Kranfheit.
Die Unglückliche führte während der Sommermonate ein troſtlos trauriges Leben. Sie war zu ſhwa<h, um auszugehen, ſie war feſtgebannt an ihr einſames Zimmer. Im Lehnſtuhl ſaß ſie am offenen Fenſter und ſchaute hinaus na< dem kleinen Garten; neidiſh beobachtete ſie die glücd-= liche Familie, die dort unten in dex Gartenlaube fi<h am
Bibliothek, Jahrg. 1884, Bd, VII. 4