Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.
194 Dex Mönch von Antwerpen.
Am 10. Dezember 1614 legte Daniel Seghers, damals vierundzwanzig Jahre alt, vor dem Marienaltar der Jeſuitenkirche das Mönchsgelübde ab.
Dex junge Mönch unterwarf ſi<h allen Vorſchriften ſeines Ordens, ohne daß er darüber ſeine Kunſt verna<= läſſigte, Er fand in den einſamen Räumen ſeines Kloſter das, was er gehofft hatte, wieder, ſeine volle Gemütheruhe, und fie mate es ihm mögli<h, daß er während ſeines beſchaulichen Kloſterleben3 ſo treffliche Werke lieferte. Fn ſeiner fünſtleriſ<hen Richtung wax mit dem Lage, an dem er das Haus des Sammet=Breughel's verlaſſen hatte, eine vollkommene Veränderung vor ſi< gegangen, er malte nichts Anderes mehr als — Blumen !
Nach Vollendung ſeines Probejahres kehrte Seghers na< Antwerpen zurü>, um im dortigen Jeſuitenkloſter ſeinen dauernden Aufenthalt zu nehmen, der nux einmal dur eine längere Reiſe nah Jtalien, wohin der Orden ihn zu ſeiner weiteren künſtleriſchen Auëbildung geſandt hatte, unterbrochen wurde. Mit reicher Studienausbeute fehrte ex in die Heimathſtadt zurü>, um ſie für ſeine größeren Gemälde zu verwerthen.
Die Brüder des Kloſters hatten den ſtillen, bleichen Daniel ſo lieb gewonnen, daß Jeder ſi< bemühte, ihm das Leben ſo angenehm als möglih zu machen. Ex erhielt die ſchönſte Zelle mit Ausgang in den Kloſtergarten, den mañ dem Blumenmalexr ganz anvertraute, und Seghers huf dieſelbe zu einem vollkommenen Wintergarten um, in deſſen Mitte ſeine Staffelei ſtand.
Seine ſtille Freude war, ſeltene Pflanzen unter ſeiner