Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.
Von Dr, Weiß. DEI
Es bleibt nux übrig, no< einer Art von Archivalien zu gedenken, deren in dieſer Plauderei noh keine Erwähnung gethan iſt; das ſind die geſchriebenen Chronifen und Urkundenbücher. Für kleine unterhaltende Kurioſa ſind die erſteren nicht ſelten eine reichere Fundgrube, als für wirk=z lich werthvolle hiſtoriſ<he Aufzeichnungen, und ih habe mi< ſhon mehr denn einmal darüber geärgert, in ſolchen Manuſcripten bei Nennung der Jahreszahl einer in der betreffenden Gegend vorgefallenen Schlacht oder eines ſonſtigen wichtigen Ereigniſſes etwa nur die Notiz zu fin= den: „Jn dieſem Jahre hat ein Weib in dem Weiler X ein Monſtrum mit zween Köpfen geboren.“ Natürlich gibt es auh beſſere Chroniſten, die gewußt haben, das Wichtige von dem Unwichtigen zu ſcheiden und leßteres zurü>treten zu laſſen. — Die Uxkundenbücher, in welchen Fürſten, Städte, Korporationen oder adelige Geſchlechter ihre Urkundenſchäße zuſammengeſtellt haben, ſtehen an Wichtigkeit den beſten Chroniken niht nach, denn wenn ſie au< an ſich kein zuſammenhängendes Bild zu gewähren pflegen, vielmehr der Zuſammenhang zwiſchen den einzelnen Urfunden oft errathen werden muß, fo haben ſie doch den Werth der größeren, ja faſt unbedingten Zuverläſſigkeit für ſih. Oft ſind ſie Sammlungen, die dur<h Fahr= hunderte fortgeführt wurden, niht minder oft aber ſind ſie als ein abgeſchloſſenes Ganzes behandelt, wie dies bei einem vor mir liegenden Urkundenbuche der Fall iſt, in welchem der Lebte eines edlen Geſchle<htes alle Urkunden ſeiner Familie zufammengeſtellt und dur< Abbildung der Wappen ſämmtlicher in den Urkunden vorkommenden Ge=