Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.
Mannigfaltiges. 23S)
Thränen, die Stimme verſagte, ſprach er, ohne im Geringſten Notiz von ihrem Grimme zu nehmen, zu ihr: „Nun, mein liebes Kind, gehen Sie jeht na<h Hauſe, und überdenken Sie ſich das, dann fommen Sie morgen wieder, da wollen wir es noh ebenſo viele Male wiederholen: dann ſoll es ſchon gehen!“ — Und es ging am anderen Tage! E. K. Ein merkwürdiger Menſch. — Jm Alter von 65 Jahren ſtarb 1884 in Athen (Staat New-York) Czechiel Eads, der ohne Ohren geboren worden war, und auch da, wo dieſe hätten ſein ſollen, feine Oeffnungen hatte. Er war jedo<h im Stande, Laute dur< den Mund zu vernehmen und verſtand in gewöhnlichem Ione geführte Geſpräche indem ex den Mund aufmachte, was ex au that, wenn man ihn anvedete. Er hatte ſhwarze Haare, die jedoh mit ſeltſam geſtalteten grauen Stellen durchſeßt waren, von welchen einige leinen menſhli<hen Händen und Dhren glichen. Dieſe Stellen veränderten ſih nie, au<h blieben die übrigen Haare bis zu ſeinem Tode ſchwarz. Cads war glülich verheirathet und hinterließ vierzehn Kinder, das älteſte, 45 Jahre alt, hat ebenfalls pe<ſ<warze Haare, ohne ein einziges graues, während das jüngſte, 13 Jahre alt, ſo grauköpſig iſt, wie ein
ſiebenzigjähriger Greis. N. Ein Königswort. — Cinen ſ{hönen Charakterzug Lud-
wig's XVT., des unglülihen Erben des Thrones Frankreichs und — der Verbrechen ſeiner Vorgänger, erzählt Frau v. Campau, die Oberhofmeiſterin Marie Antoinette's. Der Schloßverwalter von Verſailles hatte während der Abweſenheit des Königs eines von den unbedeutenden Zimmern des Palais neu deforiren laſſen und dafür 30,000 Francs in Rechnung geſtellt. Als dex König bei ſeiner Rückehr von dieſer Ausgabe erfuhr, wär ex entrüſtet und rief dem Verwalter, der ſih mit der verhältnißmäßigen Geringfügigkeit dex Summe entſchuldigen wollte, die dentwürdigen Worte zu: „Und das nennen Sie geringfügig