Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.

214 Sglangen- und Menſchengiſt.

Nach den Ermittelungen der Phyſiologen erfüllt der Speichel bekanntlih niht nur den Zwe>, die troene, mittelſt der Zähne zermalmte Nahrung in ſ<lüpfrige Biſſen zu verwandeln, ſondern vor Allem den ungleih wichtigeren, die Verdauung wirkſam einzuleiten. Aller= dings gibt es einige Nahrungsmittel, z. B. Zu>er, Säuren, einfache Fleiſchbrühe, flüſſige Fette und Oele, welche wir ſchon in ſolchen Formen zu uns nehmen, die eine ſofortige Aufnahme in's Blut, und damit eine Ernährung unſeres Körpers mbgli<h machen. Die Mehrzahl der Nahrungs= mittel jedoch ſind zuſammengeſeßter Art und müſſen aller= erſt dur< die Verdauung in lösliche Stoffe, Verdauungs= ſtoffe oder Peptone, umgewandelt werden, ehe ſie zur Auf= nahme in das Blut gelangen können.

Nun beſteht die eigentliche Verdauung in nichts An= verem, als in der chemiſchen Zerſeßung und Auflöſung der Nährſtoffe durch die ſogenannten Verdauungsſäſte, deren Einwirkung theils im Munde, theils im Magen, theils im Darm erfolgt. Von dieſen Verdauungsſäften, welche aus eigenthümlihen, an jenen Orten befindlichen Drüſen abgeſondert werden — der BVauchſpeichel oder pankreatiſche Saft aus den Bauchſpeicheldrüſen nämlich, der Magenſaft aus den Magendrüſen und der Speichel aus den (drei Paar) Speicheldrüſen — Hat der Speichel inêbeſondere durch einen in ihm enthaltenen Ferment= oder Gährſtof}f die Fähigkeit, Stärke in Zu>er umzuwandeln, das Stärke= mehl alſo, welches wix bei jeder Mahlzeit hauptſächlich im Brode und anderer Pflanzenkoſt zu uns nehmen, <emiſ{< aufzulöſen; ja es ſcheint, daß jener Fermentſtoff des Speichels,