Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.
Von Adam Löffler. 229
Gleichwohl blieb das Recht, vom Schaffot hinab zum Volfe zu ſprechen, in gewiſſem Sinne unverleßt, und ge= wöhnliche Diebe und Mörder hatten keine Unterbrechung zu fürchten; dies geht aus Folgendem hervor :
„Meine Freunde!“ ſprach ein gewiſſer Georges Marley, der im Jahre 1738 wegen Mordes hingerichtet wurde. „Weshalb ſeid Jhr hier verſammelt? Um einen Menſchen zu ſehen, der cinen großen Saß aus dem Leben in den Tod macht? Betrachtet mich genau, und Fhr werdet den Muth des Curtius an mir bewundern. Fhr glaubt, weil ih einen Menſchen getödtet habe, bin i<h ein Verbrecher? Marlborough hat Tauſende getödtet und Alexander der Große Millionen; Marlborough und Alexander ſind große Männer in der Weltgeſchichte, und wenn ih gehängt werde, ſo geſchieht es nux, weil i< in meinem Handwerk ein Pfuſcher geblieben bin. Möge ſi<h dex Erlöſer meiner Seele erbarmen !“
Frederic Bardie, ein Franzoſe, der 1811 hingerichtet wurde, bediente ſich ſogar des Henkers als Dolmetſcher, weil er dex engliſchen Sprache niht mächtig war.
Dieſe Reden wurden faſt ſtets ſorgſältig nachgeſchrieben und erſchienen gedru>t.
Wenn nun Diebe, Betrüger und Mörder gewöhnlich in ihrer lehten Stunde eine lebhaſte und wahre Reue fühlen, ſo zeigen die politiſchen und religiöſen Märtyrer méiſt keinen Schmerz über ihre Handlungsweiſe, ja, ſie rühmen ſi<h derſelben, und ſprechen ihren Richtern offen Hohn.
Andexexſeits wirkten die Reden verurtheilter Mörder und