Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.

2 2 Unſere Elbfönigin.

Mit dem Ausſterben der ſhauenburg- holſteiniſchen Graz fen war inzwiſchen die Landeëherrſchaſt über Hamburg an Dänemark gekommen, aber auch die däniſchen Könige ſahen in derſelben meiſt nur eine Geldquelle und ließen der reichen Stadt, die 1510 zu einer freien Reichsſtadt ertlärt worden war, im Uebrigen alle ihre Nechte. Während Dänemark ſich mit Lübe> in fortdauerndem Streit befand, zog ſih au< der Oſtſechandel mehr und mehr von dev Travemündung fort und na< Hamburg hin, das eine kluge Neutralität zu wahren ſuchte. Der Erfolg blieb nicht aus, die Stadt wuchs, die alten hölzernen oder fachwerkenen Bürgerhäuſer machten feſten Steinbauten Plab und die Bürger begannen fi< mächtig zu fühlen. Der Luxus nahn überhand, in dem Rathskeller floſſen die edlen Südweine bei feſtlichen Schmauſereien in Strömen, und für Gaukler, Seiltänzer und Jongleurs galt Hamburg als ein einiräg=liches Pflaſter, ſelbſt der hohe Rath beliebte dann und wann die „fahrenden Künſtler“ öffentlich zu beſchenken.

Dex gewaltige Umſchwung, der ſich mit der Entde>ung Amerifa?s und der Auffindung des Seeweges nach Oſt= indien in den geſammten europäiſchen Handelsbeziehungen ſonſt zu Ungunſten Deutſchlands vollzog, ivurde von den fugen Elbkaufleuten geſhi genug benußt, ſie traten gleichſam das Erbe des Hanſebundes an : ſchon am Ende des 16. Jahrhunderts waren zahlreiche Hamburger Firmen in Spanien und Portugal etablirt, während umgekehrt engsliſche, holländiſche und portugieſiſche Kaufleute ſi in Ham= burg anſiedelten. Der Handel der Stadt begann mehr und mehr den internationalen Charakter anzunehmen, dex