Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.

PB Unſere Lagerſtätten ſonſt und jetzt.

1772) ein re<t ſ<wieriges Problem im Kopfe umherſpukte, fo legte ex ſi<h ſo lange in's Bett, bis ex die Aufgabe gelöst hatte. Lord Melbourne, dex britiſche Staatsmann (geb. 1779, geſt. 1848), ertrug mit größtem Humor die ſtürmiſchen Launen ſeiner Gattin und ging zu Bette, wenn ſeine liebliche Ehehälfte im Salon die Nippes umherzu= feuern begann und die Möbel demolirte. Dann trafen ſeine Freunde den Premierminiſter dort arbeitend, während die Bettdede mit Briefen und Depeſchen überſäet war.

Dichter aus dem Bette zu bringen, hat immer unſäg= lih ſ<wer gehalten, wahrſcheinlich meugten ſi<h ihnen die Viſionen des Tages zu lietli< mit denen der Nacht. Thomſon (geb. 1700, geſt. 1748) fultivirte die Faulheit wie eine ſchöne Kunſt und dachte ſi<h ſeine Lehrgedichte (z. B. „die Jahreszeiten“) im Bette aus. Heinrich Heine dichtete Tage lang im Bette, ſo daß bei ſeinem end=lichen Auſſtehen das Zimmer mit beſchriebenen Zettelchen überſtreut war. Auch von Roſſini iſt es bekannt, daß er mit Vorliebe im Bette ſeine muſikaliſchen Kompoſitionen ſchuf. Wer will ermeſſen, wie viele fruchtbare Fdeen und große Thaten den ſ<hwellenden Kiſſen eines behaglichen Bettes ihren Urſprung verdanken, und wie viel Aerger wiederum, wie viel böſe Laune und Ungerechtigkeit auf ein hartes Lager zurückgeführt werden müſſen.

Haupt= und Urzwe> des Liegens im Bette iſt, zu ſchlafen. Schon die bloße Thatſache, daß man der Länge na< im behaglichen Bette liegt, iſt jedenfalls für den ganzen Organismus fräftigend. Die Räder des Lebens-= mechanismus ruhen ſich aus, werden ſozuſagen friſch geölt.

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