Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.
2E Die Georgine.
entſchleierte. Bei einiger Aufmerkſamkeit kann es uns niht entgehen, daß viele unſerer beliebteſten gefüllten Gartenblumen aus ihren einfachen Stammformen dadur<h entſtanden ſind, daß die vier Blüthenkreiſe: Kelch, Blunen= frone, Staubgeſäſſe und Stempel ſi<h in einander ver= wandelt haben. Die Füllung des Mohns und der Noſe haben wir der Umwandlung der Staubgefäſſe, die ſie ja in fo großer Zahl beſißen, in ſchönfarbige Blu men-= blätter zuzuſchreiben. Ganz anders verhält es ſich bei unſerer Georgine.
Sonnenroſe und Kamille, Aſter und Georgine machen wohl den Eindru> einer Blüthe, gerade wie eine Roſe oder Nelke; ſie ſind aber durchaus keine einzelnen Blüthen, ſondern ein ganzer Verein von Blüthen, welche von einer gemeinſamen, aus Blattgebilden oft außerordentlich regel= mäßig und zierli<h zuſammengeſeßten Hülle umſchloſſen werden. Es ſind daher die einzelnen Blättchen, welche bekanntlih oft in großer Anzahl die genannten vernteint= lichen Blumen zuſammenſeßen, niht Blumenblätter, ſon= dern wirkliche einzelne Blüthen mit allen ihren weſentz lichen Theilen, dem Fruchtboden, Stempel und Staub= gefäſſen. (Kelch und Blumenkrone ſind nur zufällige, alſo ganz untveſentliche Beſtandtheile einex Blüthe.) Bei den meiſten Pflanzen dieſer ungemein artenreichen Familie unterſcheidet man leicht eine meiſt gelb gefärbte Scheibe in der Mitte, welche am Rande von meiſt anders gefärb= ten BVlattgebilden ſtrahlenartig umgeben iſt, wofür uns wohl am beſten jene Blume zum Beiſpiel dienen kann, welche von Fauſt’s Gretchen und ſeitdem von vielen an=