Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.
Mannigfaltigeë. : 951
ihnen gebrüllt hätte. Sie waren Alle erſhro>en und ſtarrten den Gſel mit ummem Entſeßen an, bis der leßte gebrochene Ton heraus war. Als ſie ſi<h dann überzeugten, daß es nichts weiter auf ſich habe, ſahen ſie einander an und brachen über ihre Bez ſtürzung in ein lautes Gelächter aus. Hh. Chemie und Hauswirthſchaft. — Chemie iſt eine prattiſche Wiſſenſchaft und täglih haben wir Gelegenheit, fie anzuwenden. Gehen wir im Geiſte einmal durch ein nah neueſten Grundſäben eingerichtetes Wohnhaus. Jn der Küche riechen wir gleich, daß etwas überkfocht oder brozelt. Nun, da ſteht ein Braten auf dem Feuer, aber das Feuer iſt niht lebhaft genug und im Baſſin iſt kein Waſſer. Was ſagt die Chemie dazu? Das Feuer ſoll ſo heiß ſein, daß es die Poren des Fleiſches ſ<ließt, damit der Fleiſchſaſt darin zurückgehalten wird, und um dies ohne Anbrennen der Außenſeite des Fleiſches zu thun, muß Waſſer im Baſſin ſein, damit das Feuer uns keinen Kohlenbraten liefert. Wird das Fleiſch überdies mit Mehl beſtreut, ſo iſ dex Abſchluß der Poren noh vollkommener. Da ſteht für den Backofen fertig zugerüſtetes Brod. Jn jedem Brodlaib verurſacht die Heſe Gährung, welche die Stärke im Getreidemehle in Zuer verwandelt, der ſeinerſeits zu Alkohol und Kohlenſäure wird, und dann iſt der Teig fertig für den Ofen. Die Kohlenſäure macht ihn beim Kneten lo>er und hält ihn warm. Zwei Hauptbeſtandtheile des Mehles ſind Kleber und Stärke. Reiner Kleber iſt dunkel gefärbt und zähe wie Leim; ſeine Aufgabe iſt, die Bläschen des Kohlenſäuregaſes zurüd zu halten, um das Brod leiht und porös zu machen. Werden in der Mühle die Steine zu enge geſtellt, ſo entwi>elt ſich Hite, dieſe zerſtört die Zähigkeit des Klebers, und das entſtehende Mehl iſt todt — es geht als Teig mt auf. Warten wir mit dem Einbringen der Laibe in den Ofen zu lange, ſo wartet doch die Kohlenſäure nicht, ſondern bewirkt die Entſtehung