Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.
Hiſtoriſcher Roman von E. H. v. Dedeuroth. 61
Edda wußte es ja, wie das Hexz der Königin von dent furchtbaren Zweifel gemartert werde, ob Olaf ihr Sohn odex nicht, ob vielleicht ihr wirklicher Sohn irgendwo in der Dunkelheit lebe, oder als das Opfer eines ihrer Feinde zu Grunde gegangen ſei — Edda glaubte ſelber niht an. das Bild, das ihr Haß ſi< von dieſer Frau geſchaffen.
Noch zwei Monate, dann mußte die entſcheidende Kriſis eintreten, dann war Olaf mündig, dann mußte Marga=z relha bei den Ständen Norwegens und Dänemarks ihre Ernennung zur Regentin nachſuchen, dann war der Mo= ment da, wo Magnus ſeine Anſprüche geltend machen, two er hervortreten mußte als Erbe der Feolfunger.
Zwei Monate — eine Ewigkeit für die Ungeduld banger Erivartung!
Von Gebhard und Hako hatte Edda nichts gehört, ſeit dieſelben vor etwa ſehs Monaten Stocholm beſucht und Gebhard der Gräfin ſeine Huldigungen dargebracht hatte. Zux großen Enttäuſchung des eitlen jungen Mannes, der eine freundlichere Aufnahme erwartet, hatte Edda ihm bez deutet, daß ſie thn weder Magnus vorſtellen, no< ihn öfter cmpfangen könne, bis die Zeit da ſei, wo ſie ſi<h niht mehr gezwungen fah, das Geheimniß ihres Bruders zu hüten. Die ſchöne Jntrigantin hatte ſih begnügt, die Flamme, die ſie ſpielend in der Bruſt Gebhard’s entzündet hatte, durch verheißende Bli>ke anzufachen, wie man ſich ein Werkz zeug für den Fall ſichert, daß man es gebrauchen könnte.
Dex Blick Edda’s ſlreifte träumeriſch Üübex die Ufer des Sees, da blibte es untéx dem wehenden Laub der Birxkon, ein Trupp geharniſchter Reiter bog in den Weg,