Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

446 Vierte Ordnung: Raubtiere; erſte Familie: Katen.

(übrigens niht ausgewa<hſene) Männchen, allenthalben neben vollbemähnten vorkamen oder in manchen Gebieten vorherrſchten, iſt kaum noh zu entſcheiden; do< darf man annehmen, daß dieſer Shmu> beim indiſchen Löwen ſich ebenſo mannigfaltig entwi>elte wie beim afrikaniſchen. Laut King kamen in Zentralindien, im Gebiete des Dſchamnafluſſes, gemähnte Löwen regelmäßig vor.

Vor mehr denn einem Menſchenalter war unſer Räuber vom Indusgebiete dur< Zentralindien bis in das Gangesgebiet verbreitet, und noh in den ſechziger Jahren wurden zwei weſtlich von Allahabad geſchoſſen. Smee fand ihn in Gudſcherat, namentlich in Di>ungen an Flußufern, noch ſo häufig, daß in Zeit von einem Monate 11 Stü erlegt werden fonnten. Jebt iſt er ſo gut wie ausgerottet und höchſtens noc einmal in den entlegenſten Wildniſſen, in den unwirtlihſten Gegenden von Nadſ <putana, anzutreffen. Jſt er von anderen Löwen nicht zu trennen, ſo kann auh weſtwärts für ihn keine Grenze gezogen werden: er kommt im Küſtengebiete von Belutſchiſtan, namentli< aber im ſüdlihen Perſien und Meſopotamien, vor.

ES iſt ſür unſere Zwe>e gänzlich müßig, zu erörtern, welche Anſicht man bei Beurteilung oder Entſcheidung der Frage, ob die erwähnten Löwen ſamt und ſonders Unterarten einer und derſelben Art ſind, oder aber, ob wenigſtens Berber-, Senegal- und Gudſcheratlöwe als verſchiedene Arten aufgefaßt werden dürfen, zu der ſeinigen machen ſoll.

Die Bemähnung iſt auh innerhalb der engeren Artgrenzen unverkennbar einem niht geringen Wechſel unterworfen, und die Folgerung, daß die ſtärkere oder \ <wächere Wucherung der Mähnenhaare auf klimatiſche Urſachen zurüczuführen ſei, hat vielleicht eine gewiſſe Berehtigung. Sie iſt jedo< niht durchaus ſtichhaltig. Der ſüdafrikaniſche Löwe zeigt ein derart abweichendes Äußere nah Fülle und Farbe der Mähne beim Männchen, nah Färbung des Felles, Fle>en an den Beinen und Größe ſowie Geſtalt bei beiden Geſchlechtern, daß erfahrene Jäger dana 2 und 3, manche ſogar 4 und 5 Arten oder Spielarten unterſchieden wiſſen wollen. Selous dagegen nimmt nur eine Art an. „Von 50 Fellen männlicher Löwen“, ſagt er, „werden kaum 2 in Färbung und Entwickelung der Mähne einander gleiche gefunden werden. Es iſt Thatſache, daß von dem mit kaum einer Spur von Mähne und dem ſchöneren, aber viel ſelteneren mit einer langen, wogenden dunkeln Mähne jede mögliche Zwiſchenform gefunden wird. Noch iſt dies alles. J< \<hoß 2 ſchöóne alte Löwen, welche miteinander in demſelben Buſche ſte>ten. Der eine war ſehr dunkelfarbig und voll gemähnt, der andere ein ſehr hellfarbiges Tier mit kaum einer Spur von Mähne.“ Einige Monate ſpäter wurden 2 ähnlich verſchiedene Löwen erlegt, die ebenfglls zuſammenhielten; furz darauf eine Löwin mit 3 vollſtändig ausgetragenen Jungen (2 männliche und 1 weibliches), davon das eine männliche ein faſt ſchwarzes, das andere ein rötlichgelbes Fell beſaß. „ZG bin überzeugt“, fährt Selous fort, „daß die beiden männlichen Jungen aufgewachſen ſein würden, der eine zu einem dunkelfelligen hwarzmähnigen / der andere zu einem gelben Löwen mit ſpärliher Mähne; und ferner glaube ih, daß die beiden oben erwähnten Paare männlicher Löwen je von einem Wurfe ſtammten und von Jugend auf gemeinſchaftlih gejagt hatten. Die Buſhmänner beſtärkten meine Anſicht bezüglich des einen Paares: „Ja, das iſt wahr; wir kannten ſie gut; ſie ſind Kinder der nämlichen Mutter.“ Solche Abweichungen beobachtete unſer Gewährsmann ſowohl in hoh wie in tief liegenden Gebieten, im offenen Graslande wie in der Strauchſteppe und im dit bewachſenen Buſthlande. „Zh habe niemals das Fell eines wilden Löwen geſehen mit einer ſo wohl entwi>elten Mähne, wie ſie der größere Teil der in Tiergärten gehaltenen beſit. Alle wilden vollgemähnten Löwen haben zwei kleine Haarbüſchel, einen am Ellbogen, einen in der SHulterhöhle; aber ih ſah niemals einen mit einigermaßen langer Behaarung am Bauche, ZWiz [chen Vorderbeinen und Flanken, wie ſie bei faſt allen Menagerie-Löwen zu ſehen iſt. Die