Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

Tigerkave. Langſchwanzkaß$e. 509

Seine Hilfe wurde außerordentlih wertvoll; denn die Ratten hatten vor ſeiner Zeit nicht weniger als 32 Thüren zerfreſſen und luſtwandelten im ganzen Hauſe nach Belieben umher. Dieſem Vergnügen that die Tigerkaße den gründlihſten Eintrag und gewann ſich auch aus dieſem Grunde immer mehr die Liebe ihres Erziehers.

Gefangene Marguays gelangen zuweilen au<h na< Europa, gehören jedoch in den Käfigen unſerer Tiergärten immer zu den Seltenheiten. Diejenigen, welche ih ſah und beziehentlih pflegte, waren ſtille, anſcheinend friedlihe Geſchöpfe, als entſchiedene Nachttiere übertags aber auch langweilig, weil ſie die meiſte Zeit in ſih zuſammengerollt auf ihrem Lager liegen, ohne ſi< um die Außenwelt viel zu kümmern. Jhr ſanftes Weſen, die Anmut ihrer Bewegungen und die Schönheit ihres Felles machen ſie übrigens doh dem Pfleger lieb und wert.

Häufiger als die beiden leßtgeſchilderten Arten der Familie ſcheint in den braſiliani: chen Wäldern die Langſhwanzkaße (Felis macrura, F. wiedii, Leopardus tigri-

Langſ<hwanzkaße (Felis macrura). ! natürl. Größe.

noides) zu ſein. Jhre Größe fommt der einer ſtarken Hausfkaße etwa gleih; ihre Pfoten ſind jedoch viel ſtärker als bei leßterer. Die Geſamtlänge beträgt 90— 100 em, wovon 30—35 cm auf den Shwanz kommen, die Schulterhöhe 25—80 cm. Vom Tſchati unterſcheiden ſie der Éleine Kopf, die großen Augen, die lanzettförmig abgerundeten Ohren und die ſtark gekrümmten, weißlichen Krallen. Jhre Grundfärbung iſt rötlih braungrau, an den Seiten heller, unten weiß. Der ganze Leib iſt längsreihig graubraun oder {hwarzbraun gefle>t; einzelne Fle>en umſchließen einen lihteren Hof. Auf dem Oberkörper verlaufen fünf Längsreihen, an der Stirne zwei ſhwarze "Streifen, dazwiſchen Punkte, an den Seiten des Kopfes zwei dunkle Längsſtreifen, unter der Kehle ein dunkler Querſtreifen. Die Fußſohlen ſind graubraun.

„Die Langſhwanzkaßze“/ ſagt Prinz von Wied, „lebt in allen von mix bereiſten Gegenden. Anfänglih wurde ſie von mir für eine Mbaracaya gehalten, bis ih beide Tiere genauer verglih. Von dem Marguay und dem Dzelot iſt ſie verſchieden. Fhre ſ{<lanke Geſtalt, das bunte Fell, welches übrigens mit dem der Mbaracaya höchſt übereinſtimmend gezeichnet iſt, machen ſie zu einem dex ſchönſten Tiere der Kaßenfamilie. Meine Fäger fanden ſie an verſchiedenen Orten, und ih kann deShalb ſagen, daß ſie faſt in allen großen Urwäldern Braſiliens lebt. Bei den Braſilianern trägt ſie den Namen der gefle>ten Wildkaße und