Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

Zibethe. Raſſe. 553

eine Mähne. Jhre Grundfärbung iſt ein düſteres Bräunlichgelb, von welchem ſich eine große Anzahl dichtſtehender, verſchiedenartig geſtalteter dunkelroſtroter Fle>en abheben. Auf dem Nücken fließen dieſe Fle>en zu einem breiten, ſhwarzen Streifen zuſammen, an den Seiten erſcheinen ſie ſehr verwiſcht. Der Kopf iſt bräunlich mit Weiß gemengt, und leßtere Farbe bildet auh Fle>en auf der Oberlippe und unter den Augen. Kehle und Kinn ſind bräunlich, die Außenſeite der Ohren iſt ähnlich gefärbt. Vier ſchwarze regelmäßige Längsſtreifen laufen über den Na>en und einer von den Schultern herab nah dem Halſe, welcher bei manhem Tiere aber auch einfa gelblihweiß und dunkel gefle>t erſheint. Die Füße ſind rotbraun, der ſ<hwarzſpißzige Schwanz zeigt eine we<ſelnde Anzahl mehr oder minder deutlich abgeſeßter Ringe. Ein ausgewachſenes Tier hat 80 cm Leibes- und 56 em Schwanzlänge bei 38 em Höhe am Widerriſte und wiegt 8—12 kg.

Die aſiatiſche Zibethkaße wurde dur die Malayen, die ſie Tangalong, nah von Noſenberg richtiger Tinggalong nennen, weit verbreitet. Fhre Heimat iſt nah Blanford: Bengalen, Aſſam, Barma, Südchina, Siam und die Malayiſche Halbinſel. Sie ſteigt in Nepal und Sikkim im Himalaja zu bedeutender Höhe empor, findet ſi vielleicht auh im öſtlichen Tibet, iſt dagegen ſüd- und weſtwärts nicht weit über Bengalen hinaus verbreitet, denn ſie fehlt den Mittelprovinzen und Dekhan. Die im Weſten von Südindien vorkommende Zibethkaße iſt wahrſcheinlih eine andere Art (V. civettina) und dürfte ſih, Ferdon zufolge, au auf Ceylon finden. Fn Bengalen wirft unſer Tier im Mai oder Juni 3—4 Junge, die, nah Hodgſon, wahrſcheinlich mit offenen Augen geboren werden. Die Dauer der Trächtigkeit iſt unbekannt.

Die aſiatiſche Zibethkage lebt im allgemeinen einſam, ſte>t des Tags in Gehölzen, Hagen und Grasdi>ungen und ſtreift des Nachts umher, wobei ſie niht ſelten auh Wohnſize heimſucht, beſonders Hühner und Enten raubt. Jm übrigen nährt ſie ſich ſowohl von Früchten und mancherlei Wurzeln als auch von Fnſekten, Fröſchen, Schlangen, Eiern und allen Vögeln und Säugetieren, die ſie bewältigen kann.

Eine S<hleichkaße, welhe man in der Neuzeit öfters in Tiergärten zu ſehen bekommt, iſt die Raſſe, in Fndien Maſchk-billa, Gandha goïal, Saiyar, auf Ceylon Uralawa genannt (Viverra malaccensis, indica, bengalensis, rasse, pallida, Viverricula malaccensìs 2c.), Vertreter der von Gray nah Hodgſon aufgeſtellten Untergattung der Zibethkäßchen (FViverricula). Sie ift bedeutend Éleiner, aber langſhwänziger als die vorſtehend beſchriebenen; ihre Leibeslänge beträgt bis 60 cm, die Shwanzlänge etwas weniger, das Gewicht 2—8 kg. Jhr ſehr ſhmaler Kopf mit den verhältnismäßig großen Dhren zeihnet ſie aus. Der rauhe Pelz iſt graugelbbräunlih und ſ<hwarz gewäſſert, reihenweiſe dunkel gefle>, der Shwanz mehrfah geringelt.

Die Raſſe bewohnt, mit Ausnahme der Fndusländer und des Weſtens von Nadſchputana, vom Fuße des Himalaja an ganz Fndien mit Ceylon ſowie Aſſam, Barma, Südcina, die Malayiſche Halbinſel, Sumatra, Java und vermutlich andere ſüdaſiatiſhe Fnſeln. Heimiſch iſt ſie ferner, wenn auh wahrſcheinlich erſt eingeführt, auf Sokotra, den Komoren und Madagaskar. Sie hauſt in Erdlöchern oder im Gefelſe und in Di>ungen, man<hmal auch an und ſelbſt in Wohnſtätten, ſoll ein gewandtes Baumtier ſein und ſtreift nicht ſelten au< am Tage umher. Nah Hodgſon geht ſie aber meiſt allein auf Nahrung aus, die außer mancherlei Früchten und Wurzeln au< in kleinen Säugern und Vögeln ſowie Eiern, Fröſchen, Sthlangen und Kerbtieren beſteht. Gelegentlih raubt ſie auh Hausgeflügel und wird deswegen beſonders in Südchina gefürchtet. Die javaniſche Raſſe ſoll nah verſchiedenen Angaben nie re<t zu zähmen ſein; von der indiſchen wird das Gegenteil berichtet, und Jerdon erzählt, daß er mehrere davon vollkommen zahm gehalten habe.