Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

Linſang. Jndiſcher Palmenvoller. 559

dunkel gefle>te Fell und die außerordentlich ſ{hlanke, langgeſtre>te Form des Leibes, Halſes und Schwanzes Veranlaſſung gegeben haben. Der Linſang ſcheint in Oſtjava, beſonders am Fuße der Berge, wo nur einſame kleine Dörfchen in der Wildnis zerſtreut liegen, häufiger zu ſein als in Weſtjava. Er wagt ſi oft an das Hausgeflügel, wird aber höhſtens Hühnern und Enten gefährlich.“

Zwei dem Linſang ſehr ähnliche Verwandte bewohnen das aſiatiſche Feſtland: Prionodon pardicolor, von ungefähr gleiher Größe, iſt heimiſch im ſüdöſtlihen Himalaja und oſtwärts bis Fünnan; P. maculosus, ſtärker, etwa 90 em meſſend, wovon 40 cm auf den Schwanz kommen, iſt bisher aus Tenaſſerim bekannt. Färbung und Zeichnung ſcheinen auh bei dieſen Tieren vielfah abzuändern. Das hier vorangeſtellte, die gefle>te Tigercivette der Engländer, Sik-<um und Suliyu der Himalajabewohner, iſt nach Hodgſon ebenſo heimiſh im Gezweige der Bäume wie auf dem Boden und wählt als Shlupfwinkel mit Vorliebe die Höhlungen in verrottenden Stämmen, wo es auch zweimal im Jahre, im Februar und Auguſt, je zwei Funge wirft. Gleich dem Linſang lebt auch die gefle>te Tigercivette nicht geſellig. Ebenſo ſ{hön wie anmutig und außerordentli<h leiht zähmbar, eignet ſie ſich unſerem Gewährsmanne zufolge vortrefflich zum Lieblinge, zumal ſie ſich ſehr gern hätſcheln läßt und gänzlich frei von unliebſamen Gerüchen iſt.

An die Zibethtiere ſ{hließen ſih die Palmenroller oder Rollmarder (Paradoxurus) an. Sie ſind Halbſohlengänger; der hintere Teil ihrer Fußwurzel iſt na>t und warzig aufgetrieben. Der Schwanz, welcher Veranlaſſung zu dem Namen gegeben hat, kann bei mehreren Arten eingerollt werden; doh fällt dieſe Eigentümlichkeit keineswegs in beſonderem Grade auf. Vorder- und Hinterfüße haben fünf Zehen mit mehr oder weniger einziehbaren Krallen, welhe wie von den Kaßen zum Ergreifen der Beute und zur Verteidigung benußt werden. An die Katen erinnert ferner das Auge, deſſen Bildung bereits S. 546 beſhrieben wurde. Die Drüſentaſhe wird dur< eine kahle Längsfalte am After mit Abſonderungsdrüſen vertreten; der Geruch der ausgeſchiedenen Maſſe hat mit dem Zibeth jedoch feine Ähnlichkeit. Das Gebiß beſteht aus 40 im Vergleiche zu denen der Zibethlaßen kurzen und ſtumpfen Zähnen, welche bei den verſchiedenen Arten einigermaßen abändern und zur Aufſtellung mehrerer Untergattungen veranlaßt haben.

Alle Arten unſerer Gattung bewohnen Südaſien und die benahbarten Eilande, namentlich alſo die Sundainſeln, gehen als vollendete Nachttiere erſt nah Sonnenuntergang auf Raub aus, bewegen ſih dann gewandt und behende genug, um kleine Säugetiere und Vögel mit Erfolg zu beſ<hleihen und zu ergreifen, nähren ſi jedo<h auh, zeitweilig ſogar vorzugsweiſe, von Früchten und können wegen ihrer Diebereien in Gärten und Pflanzungen ebenſo unangenehm werden wie durch ihre Überfälle der Geflügelſtälle. Gefangene kommen oft lebend nah Europa, halten ſi bei einfacher Pflege jahrelang, pflanzen ſih ohne ſonderliche Umſtände im Käfig fort, feſſeln aber wegen ihrer Schlaftrunkenheit bei Tage nur wenige, machen ſih wegen der Ausdünſtung ihrer Drüſen vielen ſogar äußerſt widerlich.

Der indiſche Palmenroller, in Fndien Lakati, Menuri, Bhondar, Ud, auf Ceylon Ugudora genannt (Paradoxurus niger, P. typus, pennantii, bondar, pallasíï, hirsutus, hermaphroditus und musanga, YViverra nigra und bondar), ähnelt in ſeiner Geſtalt und auch hinſihtli< ſeiner Farbenverteilung den Ginſterkazen. Seine Größe iſt etwa die einer Hauskage: der Leib mißt 45—5ò5 cm, der Schwanz beinahe ebenſoviel; die Höhe am Widerriſte beträgt 18 cm. Der Leib iſt geſtre>t, obgleich etwas unterſetzt; die Füße ſind kurz und kräftig; der lange Schwanz kann nach unten und oben zuſammengerollt