Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Warzenſhweine. Nabelſchweine. 993

Eber auf und verſhwand, das Hinterteil zuerſt einſhiebend, vor meinen Augen mit ziemlicher Shnelligkeit, und ih ſah ihn niht wieder.“ Nach den Beobachtungen von Smith iſt das Warzenſchwein ebenſo fur<htlos wie boshaft. Es weicht dem Angriffe ſelten dur) die Flut aus, ſondern ſtellt ſich und nimmt gern den Kampf auf. Sein Lager ſ<lägt es immer in Höhlen, unter Baumwurzeln oder unter Felsblö>en auf; in ihm wagen es bloß die geübteſten Jäger anzugreifen, weil es plößlih hervorſtürzt, mit größter Schnelligkeit re<ts und links Wunden austeilt und bis zu ſeinem Tode den Kampf grimmig fortſeßt.

Im Jahre 1775 fam das erſte lebende Warzenſhwein nah Europa, und zwar vom Kaplande aus. Man hielt es geraume Zeit im Tiergarten von Haag und glaubte in ihm ein ſehr gutmütiges Tier zu beſißen; eines Tages jedo<h brach ſeine Wildheit aus: es ſtürzte ſih grimmig auf ſeinen Wärter und brachte dieſem mit ſeinen furhtbaren Hauern eine tödliche Wunde bei. Einer Bache des Hausſhweines, welche ihm in der Hoffnung beigegeben worden war, daß es ſi mit ihr paaren werde, riß es den Bauch auf. Hinſichtlich ſeiner Nahrung unterſchied es ſi< niht von anderen Shweinen. Es fraß Getreide aller Art, Mais, Buchweizen, Rüben, grüne Wurzeln und ſehr gern Brot. Jn der Neuzeit ſind beide Arten in verſchiedene Tiergärten gelangt; ih habe die eine oder die andere in London, in Antwerpen, Amſterdam und Berlin geſehen, einzelne auh längere Zeit beobachten können, beide ſtimmen hinſichtlich ihres Betragens vollſtändig überein. Sie unterſcheiden ſi in ihrem Gebaren, nicht aber in ihrem Weſen von anderen Schweinen. Entſprechend ihrem Höhlenleben ſuchen ſie ſi< auch in der Gefangenſchaft zu verbergen, ziehen ſih gern in den dunkelſten Winkel ihrer Koben zurü> und vergraben ſi ſo tief in ihrem Strohlager, daß ſie manchmal gänzlih bede> werden. Beim Freſſen und Wühlen fallen fie regelmäßig auf die Handgelenke und rutſchen in der von Nüppell beſchriebenen Weiſe ſo leicht und ſo ausdauernd auf dem Boden fort, daß man dieſe abſonderliche Bewegung als eine ihnen durchaus natürliche erkennen muß. J< will niht in Abrede ſtellen, daß ſie ſi< zähmen laſſen; ein wirkliches Freundſchaftsverhältnis aber gehen ſie mit ihren Pflegern nicht ein.

Die Merkmale der Nabelſhweine (Dicotyles) liegen in dem Gebiſſe, welches aus 98 Hähnen, und zwar 4 oberen und 6 unteren Schneide-, den Hau- und ober- und unterſeits in jedem Kiefer 6 Backenzähnen beſteht, auh dadurch ih auszeichnet, daß die Hauzähne ſih weder nah aufwärts krümmen, noch die Oberlippe durchbohren, ſowie ferner in der gedrungenen Geſtalt, dem kurzen Kopfe und kurzem, ſ{hmächtigem Nüſſel, den ziemlich kleinen und ſchmalen, ſtumpf zugeſpißten Ohren, dem Fehlen der Außenzehe des Hinterfußes, welcher demgemäß nur in drei Hufe geteilt iſt, dem verkümmerten Schwanze, einer auf dem Hinterteile des Nückens ausmündenden Drüſe und den zwei Zitzen des Weibchens.

Das Nabelſ<hwein oder der Pekari, Waganſu, Tagaſu, Taytetu, Apuya, Perafïa, Pakira, Pakylie 2c. der Eingeborenen (Dicotyles torquatus, Sus tajacu und torquatus, Dicotyles tajacu und minor, Notophorus torquatus), ein kleines Shwein von höchſtens 95 cm Länge bei 2 cm Schwanzlänge und 35—40 cm Schulterhöhe, hat einen furzen Kopf und eine ſtumpfe Schnauze, iſ ſonſt aber verhältnismäßig ſ{<lank gebaut. Die langen und dicht ſtehenden Borſten erſcheinen am Grunde dunkelbraun, ſind hierauf falb und f<warz geringelt und an der Spiße endlih wieder ſ{hwarzbraun gefärbt. Zwiſchen den Ohren und auf der Mittellinie des Rückens verlängern ſie ſih, ohne jedoch einen ſtarken Kamm zu bilden. Die allgemeine Färbung des Tieres iſt ein ſ{hwärzlihes Braun, welches auf den Seiten ins Gelblichbraune übergeht und ſi mit Weiß vermiſcht. Der Bauch iſt braun, die Vorderbruſt weiß, eine von der Schultergegend na<h vorn und