Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Dpoſſumratte. Känguruhratte. 663

„„Zn Auſtralien beherbergen die troŒenen Ebenen und Hügel, welche ſpärlich mit Bäumen und Büſchen beſtanden ſind, unſere Tiere. Sie leben zwar nicht in Herden, aber doh in ziemlicher Anzahl zuſammen. Erſt nah Einbru<h der Nacht gehen ſie nah Futter aus. Sie äſen Gras und Wurzeln, welch leßtere ſie dur<h Ausgraben gewinnen und zwar, dank ihrer GeſchiWlichkeit, ohne Beſchwerde. Dem Jäger verraten die ausgeſharrten Löcher unter den Büſchen ihr Vorhandenſein. Wenn ſie bei Tage geſtört werden, eilen ſie mit überraſchender Schnelligkeit irgend einer ſhüßenden Erd-, Fels- oder Baumhöhle zu und bergen ſih hier gewöhnlih in erwünſchter Weiſe.“

Die Känguruhratte (Potorous tridactylus und murinus, Hypsiprymnus sgetosus, apicalis und myosurus, Macropus minor 2c.) iſt an ihrem länglichen Kopfe, den furzen Läufen und dem Rattenſhwanze zu erkennen. Jhre Leibeslänge beträgt 40 cm, die Länge des Shwanzes 25 cm. Der Leib iſt kurz und unterſeßt, der Hals did, der Shwänz lang, flach, ziemlih ſtar? geringelt und geſhuppt und noh ſpärlich mit einigen furzen, ſteifen Haaren bede>t, zum Teile aber na>t. Der lange, lo>ere, hwach glänzende Pelz iſt oben dunkelbraun, mit ſ{warzer und blaßbrauner Miſchung, auf der Unterſeite <mußigoder gelblihweiß. Die Haare haben dunkle Wurzeln und die der Oberſeite ſchwarze Spitzen; zwiſchen ihnen ſtehen aber kürzere, gelbſpißige. Der Schwanz iſt an der Wurzel und oben bräunlih, längs der Seiten und unten ſhwarz gefärbt.

Die Kolonien Neuſüdwales, Victoria, Südauſtralien und Tasmanien ſind die Heimat der Känguruhratte; bei Port Jaſon war ſie häufig. Sie liebt ſpärlich mit Büſchen beſtandene Gegenden und meidet offene Triften. Auf ihren Wohnpläßen gräbt ſie ſich zwiſchen Grasbüſcheln eine Vertiefung in den Boden, kleidet dieſe mit tro>enem Graſe und Heu ſorgfältig aus und verſchläft in ihr, gewöhnlih in Geſellſchaft anderer ihrer Art, den Tag; denn auth ſie iſt ein etes Nachttier, welches erſt gegen Sonnenuntergang zum Vorſchein fommt. Das Lager wird ebenſo geſchi>t angelegt wie das der beſchriebenen Verwandten.

In ihren Bewegungen unterſcheidet ſih die Känguruhratte ſehr weſentlich von den Känguruhs. Sie läuft nah eigenen Beobachtungen ganz anders und weit leichter als dieſe, mehr na< Art der Springmäuſe, d. h. indem ſie einen der Hinterfüße nah dem anderen, niht aber beide zu gleicher Zeit bewegt. Dieſes Trippeln, wie man es wohl nennen fann, geſchieht ungemein raſch und geſtattet zugleich dem Tiere eine viel größere Gewandtheit als die ſabweiſe ſpringenden Känguruhs ſie an den Tag legen. Die Känguruhratte iſt ſ{nell, behende, lebendig und gleitet und huſcht wie ein Schatten über den Boden dahin. Ein geübter Hund fängt ſie ohne beſondere Mühe, der ungeübte Jäger bedroht ſie vergeblich, wenn ſie einmal ihr Lager verlaſſen hat. Jn dieſem wird ſie auch von dem Menſchen leicht gefangen, da ſie ziemlih feſt ſ{<läft oder ihren ärgſten Feind ſehr nahe an ſih herankominen läßt, ehe ſie aufſpringt. Hinſichtlich der Nahrung unterſcheidet ſie ſih von den bisher beſchriebenen Verwandten. Sie gräbt hauptſähli<h nah Knollen, Gewähſen und Wurzeln und richtet deshalb in den Feldern man<hmal empfindlichen Schaden an.

Seit dem Beſtehen der Tiergärten kommt die Känguruhratte nicht ſelten lebend nah Europa. Sie hält ſi vortrefſlih bei ſehr einfacher Nahrung und bedarf durchaus keines beſonderen Schußes. Eine mit Heu ausgepolſterte Kiſte oder ein kleines Erdhäuschen genügt ihr; gibt man ihr keine Behauſung, ſo gräbt ſie ſich ſelbſt ein Lager und füttert dieſes, wie in ihrer Heimat, ſorgfältig mit Gras, Blättern und Heu aus. Das Lager iſt faſt kugelrund, oben enger als in der Mitte, ſehr glatt ausgetleidet und oben ſo geſchi>t bedect, daß man unter dem Bündel tro>enen Graſes ſchwerlich eine Tierwohnung vermuten würde. Erſt wenn man die obere De>e weghebt, ſieht man ſie in ſih zuſammengerollt oder mit