Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

664 Vierzehnte Ordnung: Beuteltiere; erſte Familie: Springbeutler.

anderen ihrer Art verſchlungen liegen, do< nur cinen Augenbli> lang; denn ſobald das eindringende Licht ſie erwe>t, ſtürmt ſie mit einem Sage ins Freie und eilt dann ſo ſ{<nell wie möglih davon. Obwohl durhaus Nachttier, weiß ſie ſi<h doh auh bei Tage ſehr geſchi>t zu bewegen und Hinderniſſen verſchiedenſter Art gewandt und ſicher auszuweichen. Zwiſchen Gitterwänden hindurch huſcht, über ſie hinweg ſpringt ſie mit bewunderungswürdiger Leichtigkeit.

Gefangene erſcheinen in den Sommermonaten anderthalb Stunden vor Sonnenuntergang, im Herbſte und Winter verhältnismäßig ſpäter und huſchen und ſpringen dann äußerſt luſtig in ihrem Gehege umher. So unwillig ſie bei Tage über jede Störung ſind, ſo neugierig kommen ſie abends herbei, um den zu betra<hten, welcher an das Gitter ihres Wohnplates herantriti. Sie laſſen ſih dann gern berühren, während ſie bei Tage jede derartige Freundſchaftsbezeigung dur ein unwilliges Knurren, plößliches Entgegenſpringen und im Notfalle dur Biſſe zurü>weiſen. Engliſche Berichterſtatter, welche die Känguruhratten in Auſtralien beobachteten, behaupten, daß ſie ſehr fur<htſam wären, ih kann na<h meinen Erfahrungen dies niht beſtätigen, ſondern finde eher, daß ſie mutiger ſind als die großen Springbeuteltiere. Namentlih die Männchen können geradezu kühn genannt werden und

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Känguruhratte (Potorous tridactylus). natürl. Größe.

- find man<hmal bösartig. Sie fürchten ſich gar nicht vor dem Menſchen, ſondern gehen ihm mit der Unverſchämtheit der Nager zu Leibe, wenn er ſih ihnen in unerwünſchter Weiſe aufdrängt. Gegen die eigenen Fungen zeigt ſih das Männchen oft boshaft, plagt namentlih die jungen Männchen aus Eiferſucht auf alle Weiſe und zuweilen ſo arg, daß ſie der ewigen Quälerei erliegen.

Der Paarungstrieb ſcheint bei den Känguruhratten ſehr heftig zu ſein. Das Männhen jagt dann das ihm beigegebene Weibchen die ganze Nacht hindur<h im Gehege umher, wirſt es über den Haufen und beißt und mißhandelt es, wenn es ſih niht gutwillig fügen will. Ein von mir gepflegtes Weibchen wurde nebſt ſeinen ſhon ziemlih großen Jungen im Beutel bei ſolcher Gelegenheit von dem erhißten Männchen getötet, wahrſcheinlich, weil es dieſes nicht zulaſſen wollte. Die Fortpflanzung erfolgt drei- oder viermal im Laufe des Jahres; denn die Jungen wachſen außerordentlich ſchnell heran. Eines meiner Weibchen brachte dur<ſchnittlih alle 3 Monate ein Junges, woraus alſo hervorgeht, daß Trächtigkeitsdauer und Entwi>elung des Jungen im Beutel nur kurze Zeit beanſpruhen. Nach Verlauf eineë