Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

666 Vierzehnte Ordnung: Beuteltiere; zweite Familie: Kletterbeutler.

Kletterbeutlern verbindet. Er iſt klein, rattenförmig, etwa 41 cm lang, wovon 16 auf den naten, ſhuppigen, na<h der Spiße zu dünneren Schwanz kommen. Die runden Ohren ſind groß, dünn und na>t, die Hinterbeine niht viel länger als die vorderen. Die Hinterfüße beſißen eine lange, den übrigen Zehen entgegenſtellbare Daumenzehe, ſind alſo e<te Greiffüße oder Hinterhände. An dieſer Daumenzehe fehlt die Kralle, die übrigen Hinterzehen beſißen gleichgroße Krallen; die Krallen der Vorderfüße ſind klein und zart. Der Pelz iſt dicht und ſamtartig, auf düſterem Grunde roſtig orangegrau geſprenkelt, am meiſten auf dem Rücken, weniger am Bauche, kaum wahrnehmbar am Kopfe und an den Gliedern. Die Beine und Füße ſind braun, lettere bis auf die Oberſeite der mittleren Hinterzehe nat.

Über das in Queensland heimiſche Tier ſ{hreibt Ramſay: „Jh traf dieſen in hohen Grade beahtenswerten und abſonderlichen Beutler zuerſt im Januar 1874 während eines Beſuches des Herbartfluſſes, wo er die dichten und feuhten Striche der Buſchwälder bewohnt, die die Flüſſe einfaſſen und die Abhänge der Küſtengebirge jener Gegend bekleiden. Das Tier iſt keineswegs ſelten, jedoch ſeiner zurü>gezogenen Lebensweiſe und der dihten Bewaldung ſeiner Aufenthaltsorte wegen zu allen Zeiten ſ{hwer zu erlangen. Seiner Lebensweiſe nah iſt es im großen und ganzen ein Tagtier, und ſeine Bewegungen ſind bei Gemütsruhe fkeineswegs unzierlih; es ſchreitet faſt auf dieſelbe Art wie die Känguruhratten vorwärts, denen es nahe verwandt iſt, aber es beſchafft ſeine Nahrung dur<h Umwenden der Pflanzenreſte auf dem Waldboden, wo es Kerbtiere, Würmer und Wurzelknollen ſucht, häufig Palmbeeren (Piychosperma alexandrae), die es auf den Schenkeln ſißend na< Art der Kuſus in ſeinen Vorderfüßen hält, verzehrt oder zuweilen gräbt wie die Beuteldachſe. Mehr als eines oder zwei zuſammen werden ſelten gefunden, wenn ſie niht von den Fungen begleitet werden. Jm März 1874 erhielt ih von K. Broadbent ein Weibchen mit zwei Jungen im Beutel, die ſehr klein waren und jungen Beuteldachſen ähnelten. Während desſelben Monats wurde ein halbwüchſiges Junges in Geſellſchaft eines erwahſenen Männchens und Weibchens geſchoſſen. Die Tiere werfen offenbar während der Regenzeit, die von Februar bis Mai dauert.“

Jn der Familie der Kletterbeutler (Phalangeridae) vereinigt man drei Unterfamilien, deren meiſtens pflanzen-, ſelten fleiſh- oder kerbtierfreſſende, ein Baumleben führende Mitglieder ſih kennzeichnen dur fünf Zehen an Vorder- und Hinterfüßen, einfachen Magen und Beſitz eines gut entwi>elten, nah vorn ſih öffnenden Beutels. An den Hinterfüßen ſind die zweite und dritte Zehe miteinander verwachſen, während die vierte am . längſten iſt und die nagelloſe Daumenzehe den übrigen entgegengeſtellt werden kann; die Zehen der Vorderfüße ſind untereinander ziemlih gleih. Das Gebiß der einzelnen Angehörigen der Familie weiht ſo fehr von den nächſtverwandten Formen ab, daß eine zuſammenfaſſende Beſchreibung ſih ſ{<hwer geben läßt. Die 12 Gattungen und 31 Arten der Familie verteilen ſih über die auſtraliſche Fnſelwelt von Celebes bis Tasmanien.

Die exſte nux durch eine Gattung und Art gebildete Unterfamilie (Phascolarctinae) macht uns mit einem der merkwürdigſten aller Beuteltiere, dem Koala oder Beutelbären (Phascolarctus cinereus, Lipurus cinereus 2c.), befannt. Der ſ{hwanzloſe Leib iſt gedrungen, der Kopf ſehr di, kurzſhnauzig, das Maul mit Bakentaſchen verſehen, das Ohr groß und buſchig behaart; die an Vorder- und Hintergliedmaßen fünfzehigen Pfoten bilden wahre Greiffüße. An den vorderen ſind die beiden inneren Zehen den drei anderen