Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Nüſſelbeutler. Wombats. 681

denn neben Kerbtieren bildet Honig ſeine Hauptnahrung. Die Gemahlin von Six George Grey ſchreibt über die Rüſſelbeutler: „Wir hatten eine Zeitlang zwei in unſerem Beſigze; das erſte Stück, das nach Hauſe geſchi>t wurde, ſtarb, ih fürchte, dur< Verhungern, denn man ſagte mir, daß ſie Wurzeln und Nüſſe freſſen; aber ih fand, daß dieſes ein Jrrtum war, denn ſie ſind Fleiſchfreſſer und verzehren Motten und Fliegen, wenigſtens that es der lebte, den wir hatten. Er pflegte Motten und dergleichen an den beiden Flügeln zu ergreijen und hielt ſie mit ſeinen Vorderfüßen; er fraß die Körper und warf die Flügel fort. Niemals ſah ih ihn trinken. Er ſ<lief gewöhnlih während des Tages zu einer Kugel zuſammengerollt, aber in der Nacht wurde er ſehr munter und kletterte auf Baumzweigen umher; er hing gern mittels ſeines Shwanzes an einem kleinen Zweige und ſprang plößlich auf einen anderen.“ Gilbert hebt gleichfalls die Gier, mit welcher der Nüſſelbeutler Fliegen fängt und frißt, hervor und fährt dann fort: „Die künſtlihe, ihm dargereichte Nahrung beſtand aus eingeweihtem, ſtark mit Zucker geſüßtem Brote, in das er ſeine Zunge ſtete, genau fo wie die Honigſauger unter den Vögeln die ihrige nah Honig in Blumenkelche ſte>en. Fohnſon Drummond ſchoß ein pa ar, während ſie Honig aus den Blüten der Melalenca ſogen; er beobachtete ſie genau und ſah deutlih, wie ſie ihre langen Zungen in die Blüte ſte>ten, genau nah Art der erwähnten Vögel.“

Die dritte Familie der pflanzenfreſſenden Beuteltiere umfaßt die Plu mpbeutler oder Wombats (Phascolomyidae); fie ma<ht uns bekannt mit den nagerartigen Beuteltieren. Man kennt zur Zeit drei Arten von Wombats, welche ſih ſämtlich in Geſtalt und Weſen ähneln. Fhr Bau iſt in hohem Grade plump, der Leib ſ{<wer und di, der Hals ſtark und kurz, der Kopf ungeſhla<t, der Shwanz ein kleiner, faſt na>ter Stummel; die Gliedmaßen ſind kurz, krumm, die Füße fünfzehig, bewehrt mit langen, ſtarken Sichelfrallen, welche bloß an den Hinterdaumen fehlen, die Sohlen breit und nat, die auf den Hinterdaumen folgenden Zehen zum Teil miteinander Gerippe des Wombats. (Aus dem Berliner anatomiſchen Muſeum.) verwachſen. Sehr auffallend iſt das Gebiß, weil die vorderen breiten Schneidezähne, von denen je einer in jedem Kiefer ſteht, Nagezähnen entſprechen. Außer ihnen finden ſi< oben und unten je ein Lückenzahn und je 4 lange, gekrümmte Ba>kenzähne. 13—15 Wirbel tragen Rippen, 4=6 ſind rippenlos; das Kreuzbein zählt 4, der Shwanz 12—16 Wirbel. Die Weichteile ſind durch einen Blinddarm mit Wurmfortſaß ausgezeichnet.

Der Tasmaniſche Wombat (Phascolomys ursinus, wombat, fossor, fusca, lassü 2c.) erreicht gegen 95 cm an Länge und hat kurze und gerundete Ohren. Die Färbung iſt ein geſprenkeltes, dunkles Graubraun, welches dur<h die an der Wurzel dunkelbraunen, an der Spiße zumeiſt ſilberweißen, hier und da aber ſhwarzen Haare hervorgebracht wird. Sehr ähnlich, aber größer iſt Mitchells Wombat (Phascolomys mitchelli).