Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1, стр. 371

Kardinal. Sporenammer. 335

ſowohl in Hausgärten mit höheren Bäumen als auch im fürſtlichen Parke an und erwieſen ſih zutraulih. Jhre Zahl verringerte ſih jedo<h raſh, ſo daß zur zweiten Brut nur noh wenige Paare übrigblieben; etwa ſehs Stü der Vögel überſtanden jedoch den Winter, obwohl dieſer ſehr ſtreng auftrat. Die leßten wurden no< im April geſehen. „Wo aber dieſe Tierchen hingekommen ſind“, ſ{<hreibt Beyer, „weiß niemand. Das Wahrſcheinlichſte iſt, daß ſie das Raubzeug und die Katen geholt haben, und dies wäre auch niht zu verwundern, denn dur ihr farbenprächtiges Kleid machen ſie ſih den Räubern ſhon von weitem fenntlih. Von der Gefahr ſchienen dieſe Vögel gar keinen rechten Begriff zu haben, denn ſie trieben ſi<, Futter ſuchend, unter den Sperlingen mitunter ganz unbefangen auf den Straßen umher und waren beim Ausreißen gewiß allemal die leßten. Wenn man ſona<h bei uns auch kein Glü> mit den Kardinälen hatte, ſo ſteht doch feſt, daß die Art in Deutſchland lebensfähig iſt, und es ſollte mi freuen, wenn man anderwärts verſuchte, dieſen \{hönen Vogel, der allerdings im Geſange mit unſerer Nachtigall bei weitem niht wetteifern ann, einzubürgern.“

Die vierte und lebte Unterfamilie der Finken bilden die Ammern (Emberizinae), eine etwa 55 Arten umfaſſende, ſehr übereinſtimmende Gruppe. Die Ammern ſind di>leibige Sperlingsvögel mit verhältnismäßig kleinem, kurz kegelförmigem und ſpißigem, an der Wurzel didem, nach vorn ſeitlih zuſammengedrü>tem, oberſeits mehr als unten verſ<hmälertem, an den Rändern ſtark eingebogenem, am Mundwinkel e>ig und ſteil herabgebogenem Schnabel, deſſen Oberkiefer im Gaumen einen knöchernen, in eine entſprehende Aushöhlung des Unterkiefers paſſenden Höcker trägt, kurzen, langzehigen Füßen, unter deren Nägeln der oft ſpornartig verlängerte der hinteren Zehe beſonders hervortritt, mittelgroßen Flügeln, in denen die zweite und dritte Schwinge die längſten zu ſein pflegen, ziemli<h langem, etwas breitfederigem, am Ende ſ<hwa<h ausgeſhnittenem Shwanze und lo>erem, na<h Geſchlecht und Alter meiſt verſchiedenem Gefieder.

Die Ammern gehören ihrer Hauptmenge nach der Nordhälfte der Erde an, leben größtenteils in niederem Buſchwerke oder Röhricht, gehören nicht zu den bewegliſten und begabteſten Finken, entbehren jedo< keineswegs der Anmut in ihrem Weſen, ſind ſehr geſellig und friedlih, nähren ſi< während des Sommers vorzugsweiſe von Kerbtieren, im Herbſte und Winter von mehligen Sämereien, die ſie, wie die Kerfe, auf dem Boden ſuchen, bauen ihr ſtets einfaches Neſt auf dem Boden in eine kleine Vertiefung oder doh nur wenig über die Bodenfläche erhöht und belegen es mit 4—6 dunkeln, betüpfelten und bekrizelten Eiern, die von beiden Eltern bebrütet werden. Jhres wohlſhme>enden, im Herbſte ſehr fetten Fleiſches halber werden einzelne Arten ſchon ſeit alters her eifrig verfolgt, wogegen andere unbehelligt von den Menſchen leben, da ſie au< im Gebauer nur ausnahmsweiſe gehalten werden.

*

Als die höchſtſtehenden Mitglieder der Unterfamilie dürfen vielleicht dieSporenammern (Calcarius) angeſehen werden. Fhre Merkmale liegen in dem kleinen Schnabel mit wenig bemerfbarem Gaumenhö>er, den fräftigen Gehfüßen, deren Hinterzehe einen ihr an Länge gleichen Sporn trägt, den ſpißigen Flügeln, unter deren Schwingen die beiden erſten die längſten ſind, dem kurzen, am Ende ausgeſchnittenen Schwanze und dem reichen Federkleide.

Bei der Sporenammer, Lerchen- und Lappenammer, dem Sporen-, Lerchenund Ammerfinken (Calcarius lapponicus, Plectrophanes lapponica und calcarata, Fringilla lapponica und calcarata, Emberiza calcarata, Passerina und Centrophanes