Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

Diademhäher. Spaniſche Blauelſter. 465

Beerengeſträuchen 2c. Wo er ſih aber auh zeigen möge: von ſämtlichem kleinen Geflügel gehaßt und gefürchtet iſt ex überall. Doch auch er hat ſeine Feinde. Alle die kleinen Tyrannen und Fliegenfänger, ja ſelbſt die Spechte greifen ihn an und ſuchen ihn in die Flucht zu ſ{lagen. Der Menſch verfolgt ihn ſelten und vielleiht niemals mit Eifer und Haß; denn ſeine Farbenſchönheit, die Zierlichkeit ſeiner Zeichnung, die Lebendigkeit ſeines Weſens gewinnen ihm mehr Freunde, als er verdient. Unter den Goldgräbern und anderen Bergleuten auf eigne Fauſt hat er meiſt nur gute Freunde. Seine Allgegenwart unterhält, feine Erſcheinung und ſein Auftreten erfreut dieſe von der übrigen Welt abgeſchloſſenen Leute, und ſeine neugierige Zudringlichkeit rehtfertigt die Schonung, die man ihm zu teil werden läßt, kirrt ihn aber mit der Zeit ſo, daß er vor der Hütte des Goldgräbers \ih einfindet, um wegzunehmen, was ihm an Nahrung gereicht wird. Zudem will ſeine Jagd geübt ſein. Jhm blindlings zu folgen, wäre vergeblich; geduldiges Lauern oder Erregen ſeiner maßloſen Neugier führt eher zum Ziele.

Über das Fortpflanzungsgeſchäft finde ih keine Angabe; nur die Eier werden beſchrieben. Sie ſind etwa 34 mm lang, 23 mm breit und auf blaß und düſter bläulihgrünem Grunde mehr oder minder dicht, gewöhnlih gleihmäßig mit kleinen oliven- und lichterbraunen Fle>en gezeichnet.

Gefangene, die ih geſehen habe, unterſcheiden ſi< niht von ihren nächſten Verwandten.

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In Süd- und Mittelſpanien tritt eine Art der Blauelſtern (Cyanopolius), die Spaniſche Blauelſter (Cyanopolius cookii, Pica, Cyanopica und Dolometis co0Ki), unter den europäiſchen Vögeln zu den ſ{hönſten gehörig, auf. Kopf und der obere Teil des Na>ens ſind ſamtſhwarz, Rücken und Mantel blaß bräunlihgrau, Kehle und Wangen grauweiß, die Unterteile licht fahlgrau, Flügel und Schwanz licht blaugrau, die Handſ{<wingen außen weiß geſäumt. Das Auge iſt kaffeebraun, Schnabel und Füße ſind ſ{hwarz. Die Länge beträgt 36, die Breite 42, die Fittichlänge 14, die Schwanzlänge 21 ecm. Das Weibchen iſ um 3 cm kürzer und ein wenig ſ{mäler. Bei den Jungen ſind alle Farben matter; das Schwarz des Kopfes und das Blau der Shwung- und Steuerfedern iſt unſcheinbar, das Grau des Untertörpers unrein und der Flügel dur<h zwei graue, wenig in die Augen fallende Binden gezeichnet.

Man begegnet der Blauelſter in allen Teilen Süd- und Mittelſpaniens/ da, wo die immergrüne Eiche zuſammenhängende Waldungen bildet. Sie iſt faſt undenkbar ohne dieſen Baum, deſſen dichte Krone ihr Obdach und Schuß gewährt, deſſen dunkles Laub ſie troß ihres Prachtgewandes verſte>t und dem Auge entzieht. Deshalb auh wird ſie da, wo dieſe Eiche nur vereinzelt auſtritt, niht gefunden: in den öſtlichen Provinzen fehlt ſie gänzlich, und nah Norden hin reicht ſie niht über Kaſtilien hinaus. Fn Nordweſtafrika, namentlich in Marokfo, lebt ſie ebenfalls; in Oſtſibirien wird ſie dur eine nahe verwandte Art (Cyanopolius cyanus) vertreten. Wo ſie vorkommt, iſt ſie häufig. Sie iſ geſellig und ſtets zu zahlreichen Banden vereinigt; aber ſie meidet die Nähe des Menſchen und findet ſih daher nur ausnahmsweiſe in der Nähe von bewohnten Gebäuden. Dagegen beſucht ſie ſehr oft, hauptſächlich des Pferdemiſtes halber, die Straßen. Jn ihrem Betragen ähnelt ſie der gemeinen Elſter ſehr. Sie geht und fliegt, iſt klug und vorſichtig und leiſtet im Verhältnis zu ihrer Größe dasſelbe wie dieſe. Jhre Stimme aber iſt ganz verſchieden von der unſerer Elſter; ſie klingt ungeſähr wie „krrih“ oder „prrih“/ langgezogen und abgebrochen, und wenn der Vogel ſhwaßt, wie „klitflikklikflli“ dem heiteren Rufe des Grünſpechtes entjernt ähnli<. Verfolgt, benimmt ſi< die Blauelſter wie der Häher: ſie verläßt das Gebiet niht, hält ſi<h aber immer außerhalb Schußweite, fliegt von Baum zu E zeigt

Brehm, Tierleben, 3. Auflage. 1Y.