Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

A472 Erſte Drdnung: Baumvögel; ſiebzehnte Familie: Raben.

und in jedem Garten, auh in unmittelbarer Nähe der Dörfer. Sehr ſelten begegnet man einer einzigen, gewöhnlih einem Paare und dann und wann einer kleinen Geſellſchaft. Dieſe fliegt langſam und in wellenförmigen Linien von Baum zu Baum und dur<ſtreift während des Tages ein ziemli<h ausgedehntes Gebiet, ohne ſi< eigentlih einen Teil davon zum beſtimmten Aufenthaltsorte zu erwählen. Auf den Bäumen findet die Wanderelſter alles, was ſie bedarf; denn ſie ernährt ſich zuweilen lange Zeit aus\<ließli<h von Baumfrüchten, zu anderen Zeiten aber von Kerbtieren, die auf den Bäumen leben. Die Eingeborenen verſichern, daß auch ſie Vogelneſter ausnehme und nah Würgerart jungen Vögeln nachſtelle. Smith beobachtete, daß einer dieſer Vögel in den Schattenraum des Hauſes flog, hier zunächſt junge Pflanzen abbiß und hierauf einen Käfig mit kleinen Vögeln beſuchte, die nah und na< ſämtlih von ihm getötet und gefreſſen wurden; Bu>land behauptet ſogar, daß ein anderer Landſtreicher Fledermäuſe gejagt habe.

Die Brutzeit fällt in die Monate April bis Juli und, wie Dates glaubt, auh no< in ſpätere Zeit; das Neſt wird hoh in dem Wipfel irgend eines ſtattlihen Baumes von dornigem Gezweige angelegt und mit Gras ausgepolſtert. Die Eier, gewöhnlih 5 an der Zahl, ſind ſehr verſchieden gefärbt, lachsfarben bis grünlihweiß und hell braun- oder purpuxrrot ſowie olivenbraun gezeichnet.

Von den Jndern ſcheint der <hmu>e Vogel oft in Gefangenſchaft gehalten zu werden, da auh wir ihn nicht ſelten lebend erhalten. Bei guter Pflege dauert er vortrefflih in der Gefangenſchaſt aus, wird auh bald ſehr zahm.

Naben mit Finkenſchnabel ſind die Gimpelhäher, wie ih ſie genannt habe (Bra chFyProrus), ausgezeihnet dur<h hohen, ſeitli<h zuſammengedrüten, an der Wurzel verbreiterten, auf dem Firſte ſtark gebogenen, in die Stirn einſpringenden Schnabel mit großen, runden, frei liegenden Naſenlöchhern ſehr kräftige Füße, mittellange Flügel, unter deren Schwingen die dritte und vierte die Spige bilden, langen, breiten, ſtark abgerundeten Schwanz und verhältnismäßig hartes, breites, kurzes, glatt anliegendes Gefieder.

Der Grauling (Brachyprorus cinereus, Struthidea und Brachystoma cinerea, Abbildung S. 474) iſt faſt einfarbig bräunlih-aſhgrau; die ſhmalen Federn auf Kopf, Hals und Bruſt zeigen etwas hellere Endſpißen; die Shwingen und Flügelde>en ſind oliven-, die hinteren Armde>ken ſ{<hwarzbraun wie die Fnnenfahne der Schwingen, die Schwanzfedern rau<hbraun mit metalliſh ſheinendem Außenſaume. Der Augenring iſt perlweiß, der Schnabel wie der Fuß ſhwarz. Die Länge beträgt etwa 30, die Fittihlänge 15, die Schwanzlänge 17 em.

Über das Freileben des Graulings, der neuerdings nict allzu ſelten in unſere Käfige gelangt und in Gefangenſchaft vortrefflih ausdauert , liegen nur dürftige Berichte vor. Gould, der den Vogel als eine der auffallendſten Erſcheinungen der gefiederten Welt Auſtraliens anſieht, begegnete ihm im Fnneren der ſüdlihen und öſtlichen Teile des Erdteiles und zwar in Nadelwaldungen, meiſt in Geſellſchaften von 3—4 Stü, die namentlih in den Wipfelzweigen raſh und ruhelos umherhüpften, von Zeit zu Zeit die Flügel breiteten und dabei rauhe, ungefällige Töne ausſtießen, im ganzen aber ſih na<h Rabenart benahmen und von Kerbtieren ernährten. Das Neſt fand Gilbert in einem kleinen Buſchgehölze, auf dem wagerehten Zweige eines Baumes aufgeklebt. Es beſteht aus Schlamm, iſt innen mit Gras ausgelegt und enthält 4 etwa 30 mm lange und 22 mm breite, auf weißem Grunde mit rötlihbraunen, purpurbraunen und kleinen grauen Fleœen, namentlih am dieren Ende, bede>te Eier.