Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

Mennigvogel. — Seidenſchwanz. 505

Schwanz mittellang, entweder gerade abgeſtußt oder ſeit ausgeſchnitten, das Gefieder loder und weih, um den Shnabelgrund borſtig, ſeine Färbung in der Regel nah Geſchlecht und Alter verſchieden.

Die Fliegenfänger, von denen man über 300 Arten kennt, bevölkern die Dſthälfte der Erde, beſonders zahlreich die Gleicherländer; in Amerika finden ſih nur wenige Arten. Sie bewohnen die Waldungen und Baumpflanzungen, leben mehr auf Bäumen als im Gebüſche und kommen ſelten auf den Boden herab. Auf einem möglichſt freien Aſte ſißend, der weite Umſchau gewährt, ſpähen ſie nah Kerbtieren, fliegen ihnen gewandt nah, nehmen ſie mit dem Schnabel auf und kehren hierauf gewöhnli<h auf ihren Stand zurü>. Bei ſ{hle<tem Wetter, namentlih wenn ſie Junge zu verſorgen haben, pflü>en ſie au< Beeren. Sie ſind faſt den ganzen Tag über in Thätigkeit, munter, unruhig und behende, angeſichts des Menſchen wenig ſcheu, Raubvögeln gegenüber kühn und dreiſt. Abweichend von verwandten Vögeln, laſſen ſie ihre Stimme ſelten vernehmen, am häufigſten ſelbſtverſtändlih während der Paarungszeit, welche die Männchen ſogar zu einem wenn auch ſehr einfachen und leiſen Geſange begeiſtert. Das Neſt, ein lo>erer, roh zuſammengefügter, aber warm ausgefütterter Bau, wird entweder in Baumhöhlen oder zwiſchen Aſtgabeln, gewöhnlih nahe am Stamme, angelegt. Das Gelege enthält 4—5 Eier, die von beiden Eltern ausgebrütet werden. Nachdem die Jungen groß geworden, ſchweifen die Eltern noch eine Zeitlang mit ihnen umher; hierauf treten ſie, ſehr frühzeitig im Jahre, ihre Winterreiſe an, die ſie bis in die Urwaldungen Mittelafrikas führt und erſt im Spätſrühjahre endet.

Cabanis re<hnet zu der Familie der Fliegenfänger auh einen in Deutſchland wohlbekannten Vogel, unſeren Seidenſhwanz, und erhebt ihn zum Vertreter der Unterfamilie der Droſſelſhnäpper (Bomb xycillinae), die außerdem nur noh wenige Arten zählt, und deren Merkmale die folgenden ſind. Der Leib iſt gedrungen, der Hals kurz, der Kopf ziemlich groß, der Shnabel kurz und gerade, an ſeiner Wurzel von oben nah unten zuſammengedrü>t und deshalb breit, an der Spige {hmal und erhaben, die obere Kinnlade länger und breiter als die untere, auf dem Firſte wenig gewölbt, an der Spiße ſanft herabgebogen, vor ihr mit einem kleinen Ausſchnitte verſehen, der Fuß ziemlih kurz und ſtark, die äußere mit der mittleren Zehe durch ein kurzes Häutchen verbunden, der Flügel mittellang und ſpibig, weil die erſte und zweite Schwinge alle übrigen an Länge überragen, der zwölffederige Schwanz kurz, das Gefieder reichhaltig und ſeidenweih, auf dem Kopfe zu

einer Holle verlängert. *

Der Seidenſhwanz, Seidenſhweif, Böhmer, Zuſer, Pfeffer-, Kreuz-, Sterbeoder Peſtvogel, Winterdroſſel, Schneeleſchke 2c. (PBombycilla garrula und bohemica, Ampelis garrulus, Lanius garrulus, Garrulus bohemicus, Bombyciphora oder Bombycivora garrula und poliocephala, Parus bombycilla), ift ziemlich gleihmäßig rötlihgrau, auf der Oberſeite gewöhnlich dunkler als auf der Unterſeite, die in Weißgrau übergeht; Stirn und Steißgegend ſind rötlichbraun, Kinn, Kehle, Zügel und ein Streifen über dem Auge ſchwarz, die Handſhwingen grauſchwarz, an der Spiße dex äußeren Fahne licht goldgelblih gefle>t, an der inneren Fahne weiß gekantet; die Armſchwingen enden in breite horn- oder pergamentartige Spigßen von roter Färbung; die Steuerfedern ſind {wärzli, an der Spige licht goldgelb; auch ſie endigen in ähnlich geſtaltete und gleich gefärbte Spigzen wie die Armſhwingen. Bei dem Weibchen ſind alle Farben unſcheinbarer und namentlih die Hornplättchen weniger ausgebildet. Die Jungen ſind dunkelgrau, viele ihrer