Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

606 Erſte Ordnung: Baumvögel; ahtundzwanzigſte Familie: Spechte.

Schnabel an den Baum, daß es in einem fort wie „errrrr“ klingt und die \<hnelle Bewegung ſeines roten Kopfes faſt ausſfieht, als wenn man mit einem Span, an dem vorn eine glühende Kohle iſt, ſ{hnell hin und her fährt. Bei dieſem Schnurren iſt der Sc<hwarzſpecht weit weniger {heu als außerdem, und ih habe mi<h mehrmals unter den Baum gelichen, auf dem er dieſes Geräuſch hervorbrachte, um ihn ganz genau zu beobachten. Das Weibchen kommt auf das Schnurren, das ich ſelbſt eine Viertelſtunde weit gehört habe, herbei, antwortet auh zuweilen dur „füt flüf füf. Das Männchen \<nurrt noh, wenn das Weibchen ſchon brütet.“

Anfang April treffen die Schwaxzſpechte Anſtalten zum Baue ihres Neſtes. „Sie legen es in einem fkernfaulen Baume an, da, wo ſi< ein Aſtlo<h oder abgebrochener, inwendig morſcher Aſt befindet. Hier fängt das Weibchen ſeine Arbeit an. Es öffnet oder erweitert zuerſt den Eingang von außen, bis dieſer zum Ein- und Auskriechen geräumig genug iſt. Alsdann wird das Aushöhlen des inneren Baumes begonnen und zwar mit beſonderer Geſchi>li<keit und Emſigkeit. Dieſes Aushöhlen hält um deswillen ſehr ſ{wer, weil der Schwarzſpecht bei ſeinen S<hlägen nicht gehörigen Naum hat. Jh habe ihn hierbei ſehr oft beobachtet. Er hat man<hmal ſo wenig Plat, daß ex nur 2 em weit ausholen kann. Dann flingen die Schläge dumpf, und die Späne, die er herauswirft, ſind ſehr klein. Hat er aber inwendig erſt etwas Raum gewonnen, dann arbeitet er viel größere Späne ab. Bei einer etwas morſchen Kiefer, in welcher ein Schwarzſpecht ſein Neſt anlegte, waren die größten Späne, die er herausarbeitete, 15 cm lang und 3 cm breit, niht aber 30 cm lang und 2 ecm breit, wie Bechſtein ſagt. Es gehört ſchon eine ungeheuere Kraft dazu, um jene Späne abzuſpalten: wie groß und ſtark müßte der Shwarzſpecht ſein, wenn er ſolche Späne herausarbeiten wollte!

„Das Weibchen arbeitet nur in den Vormittagsſtunden an dem Neſte; nahmittags geht es ſeiner Nahrung nah. Ft endlih nah vieler Mühe und 10—14tägiger Arbeit die Höhlung inwendig fertig, ſo hat ſie, von der Unterſeite des Einganges gemeſſen, gegen 40 cm Tieſe und 15 ecm im Durhmeſſer, bi8weilen einige Centimeter mehr, bisweilen weniger. Jnwendig iſt ſie ſo glatt gearbeitet, daß nirgends ein Span vorſteht. Der Boden bildet einen Abſchnitt von einer Kugel, keine Halbkugel, und iſt mit feinen Holzſpänen bede>t. Auf dieſen liegen dann, regelmäßig um die Mitte des April, 3—4, ſeltener 5 und noh ſeltener 6 verhältnismäßig kleine Eier. Sie ſind 386—40 mm lang und 30—32 mm breit, ſehr länglih, oben ſtark zugerundet, in der Mitte bauchig, unten ſtumpfſpißig, ſehr glattſchalig, inwendig rein weiß und auswendig ſ{<hön glänzendweiß wie Emaille.

„Kann der Schwarzſpecht ſein Neſt hoh anlegen, ſo thut er es gern. Jh habe es 15—25, einmal auh nur 7 m hoch geſehen. Alle, welche ih fand, waren in glattſtämmigen Buchen und Kiefern, nie in anderen Bäumen angelegt. Ein ſolches Neſt wird mehrere Jahre gebraucht, wenn man auch die Brut zerſtört, ja ſelbſt eines von den Alten ſchießt. Es wird aber jedesmal etwas ausgebeſſert, das heißt der Kot der Fungen wird herausgeworfen, und einige Späne werden wieder abgearbeitet. Es macht dem Schwarzſpechte zu viele Mühe, ein neues Neſt zureht zu meißeln; auh findet er zu wenig paſſende Bäume, als daß er alle Jahre ſeine Eier in einen anderen Baum legen ſollte. Ein friſches Neſt fann man ſchon von weitem an den drei Geviertmeter weit verbreiteten Spänen erkennen. Mit ihnen iſt der Boden dicht beſtreut, und ſelbſt beim erneuerten liegen einige Späne unten. Dies gilt von allen Spehten. Wer alſo ihre Neſter ſuchen will, braucht ſih nur auf dem Boden nach dieſen Spänen umzuſehen. Bechſtein rät, da, wo man im März ein Pärhen ſtark ſchreien höre, in dem hohlen Baume nachzuſuchen, und ſagt, man würde dann das Neſt gewiß bald finden. Es dürfte dies aber oft ſehr fruchtlos ſein; denn ih habe die Spechte bei der Paarung eine halbe Wegſtunde weit von ihrem Neſte ſchreien hören, und