Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

Tukane: Weſen. Nahrung. Verfolgung. 645

Pechuel-Loeſche hat beobachtet, daß ſie in dieſer Weiſe zwar nicht regelmäßig, aber doh öfters Nahrung aufnehmen; die übrigen Beobachter haben dieſe Art, zu freſſen, nicht geſehen: Shomburgk ſagt ausdrü>lih, daß er es weder von frei lebenden noh von gefangenen Tukanen bemerkt habe. „Sein Futter vom Boden aufzunehmen, macht dem ſonderbar geſtalteten Vogel allerdings einige Shwierigkeit; hat er es aber einmal erfaßt, dann hebt er den Shnabel ſenkrecht in die Höhe und verſhlu>t es, ohne es vorher emporgeworfen zu haben.“

Nah langen und vielfältigen Beobahtungen muß ih Schomburgk beiſtimmen. Auch ih habe nie wahrnehmen können, daß ein Pfefferfreſſer in der von Azara geſchilderten Weiſe mit der Beute ſpielt, ſo gewandt er ſonſt iſt, einen ihm zugeworfenen Nahrungsbiſſen aufzufangen. Erwähnenswert ſcheint mir noch die Geſchiklichkeit zu ſein, die der Vogel betundet, wenn er mit ſeinem anfceinend ſo ungefügen Schnabel einen kleinen Gegenſtand, beiſpielweiſe ein Hanfforn, vom Boden aufnimmt. Er faßt dann den betreffenden Körper förmlich zart mit den Spigen des Schnabels, hebt dieſen ſenkrecht in die Höhe und läßt das Korn in den Rachen hinabfallen. Nicht weſentlich anders verfährt er, wenn er trinken will. „Hierbei“, ſagt A. von Humboldt, „gebärdet ſich der Vogel ganz ſeltſam. Die Mönche behaupten, er mache das Zeichen des Kreuzes über dem Waſſer, und dieſe Anſicht iſt zum Volktsglauben geworden, ſo daß die Kreolen dem Tukan den ſonderbaren Namen .Dios te de‘, Gott vergelte es dir, beigelegt haben.“ Nach Tſchudi iſt der leßterwähnte Name nichts anderes als ein Klangbild des Geſchreies, das dur< die angegebenen Silben in der That gut wiedergegeben werden kann. Caſtelnau ſchildert, wie das Trinken vor ſi geht. Der Tukan ſtre>t die äußerſte Spie ſeines großen Schnabels in das Waſſer, füllt ihn, indem er die Luft kräftig an ſi zieht, und dreht alsdann den Schnabel unter ſtoßweiſen Vewegungen um. Jh muß dieſer im ganzen durchaus richtigen Schilderung hinzufügen, daß ih niemals die ſtoßweiſen Bewegungen beobachtet habe. Der Vogel füllt wie Caſtelnau rihtig angibt, ſeinen Schnabel mit Waſſer, hebt dann aber langſam ſeinen Kopf in die Höhe wie ein trinkendes Huhn und läßt die Flüſſigkeit in die Kehle rinnen.

Über die Fortpflanzung fehlen noh eingehende Berichte. Die Tukane niſten in Baumlöchern und legen zwei weiße Eier. Fhre Jungen erhalten bald das ſchöne Gefieder der Eltern, ihr Shnabel aber erſt im 2.—3. Fahre die ihm eigentümlichen, \{hönen Farben. Hierauf beſchränkt ſih die Kunde über dieſen wichtigen Lebensabſchnitt der Vögel.

Allen Pfeſferfreſſern wird in Braſilien eifrig nachgeſtellt, ſowohl ihres Fleiſches und ihrer ſhönen Federn halber, als auch in der Abſicht, ſi die ſonderbaren Geſellen zu Hausgenoſſen zu erwerben. „Wir erlegten“, bemerkt der Prinz von Wied, „oft viele von ihnen an einem Tage, und ihr krähenartiges Fleiſh wurde dann gegeſſen.“ Burmeiſter verſichert, daß das Fleiſch ein ſehr angenehmes Gericht liefere, das, mit Neis gekocht, einer guten Taubenbrühe ähnlih und ganz {<hma>haft ſei; Schomburgk bezeichnet das Fleiſh einfah als eßbar. Nach Bates liegen alle Bewohner Egas, einer Ortſchaft am Amazonenſtrome, der Jagd des Tukans eifrig ob, wenn dieſer, zu größeren Flügen vereinigt, in den benahbarten Waldungen erſcheint. „Jedermann in Ega, welcher um dieſe Zeit irgend welches Gewehr oder auh nur ein Blasrohr auftreiben kann, geht damit in den Wald hinaus und erlegt ſih zur Verbeſſerung ſeiner Mittagstafel einige dieſer Vögel, fo daß in den Monaten Funi und Juli ganz Ega faſt nur von Tukanen lebt. Wochenlang hat jede Familie täglih einen gedämpften oder gebratenen Pfefferfreſſer auf dem Tiſche. Sie ſind um dieſe Zeit ungemein fett, und ihr Fleiſch iſt dann außerordentlich zart und ſhmacthaft.“ |

Über die Verwendung der Schmulfedern gibt Schomburgk ausführliche Nachricht. Er beſchreibt ein Zuſammentreffen mit den Maiongkongs und ſagt: „Jhr geſhmacvollſter

AME