Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

654 Erſte Drdnung: Baumvöbgel; einunddreißigſte Familie: Spähvögel.

Über das Neſt ſind wir dur< von Heuglin unterrichtet worden. „Jn einem zum AinSaba führenden Regenbett“, ſagt er, „fand ih am 26. September das Neſt dieſes Vogels in einer ſenkre<ten Erdwand. Es war ungefähr 3 m über der Thalſohle angebracht. Ein kreisrundes, 5 cm im Durchmeſſer haltendes Loch führte mit wenig Neigung nach aufwärts etwa 50 em tief in die Wand in einen größeren, rundlichen, nah unten zulaufenden Naum, der von dem zu ihm führenden Gange noh dur< eine Art kleiner Wand geſchieden war. Im Fnneren lag ein ſriſhes Ei, ohne alle Unterlage auf etwas aufgelo>erter Erde. Es iſt im Verhältnis zum Vogel mittelgroß, eigeſtaltig, an beiden Enden ziemlich ſtumpf, rein weiß, vroſenrot durchſcheinend, außerordentlich feinſhalig und glänzend. Am 8. Oktober entde>te ih an einem ähnlichen Orte ein Neſt mit vier bebrüteten Eiern. Das Neſt war dem oben beſchriebenen ganz gleih; nur war das Bett für die Eier mit Malvenſamen gefüllt. Ob der Perlvogel ſeine Niſthöhle ſelbſt gräbt, vermag ih nicht zu ſagen.“ Jn ſeinem ſpäter erſchienenen Werke fügt von Heuglin vorſtehendem no< hinzu, daß er niemals mehr als 4 Eier in einem Gelege gefunden, aber {hon 5—6 unzweifelhaft einer und derſelben Brut angehörige Funge zuſammen geſehen habe, au< vermute, daß der Vogel mehr als einmal im Jahre brüte.

Mit Fürbringer reihen wir den Bartvögeln als lezte Familie der Spehtvögel die Spähvögel (Indicatoridae) an, verhältnismäßig gedrungen gebaute, langflügelige, kurzſhwänzige, ſtarkſ<hnäbelige und kurzfüßige Mitglieder der Sippſchaft. Der Schnabel iſt kürzer als der Kopf, ſtark, faſt gerade, nah der Spige zu oben und unten gekrümmt, ſeitlih zuſammengedrü>t und hakig übergebogen. Die Füße ſind kurz und kräftig, die Läufe Éirzer als die Außenzehe, die Zehen lang, aber niht ſchwach. Der Fittich iſt lang und ſpitig, jedo< ziemli< breit, unter den neun Swingen, die der Handteil des Flügels trägt die dritte die längſte, die vierte und fünfte aber nur wenig verkürzt. Der höchſtens mittellange Schwanz, der aus zwölf Steuerfedern gebildet wird, iſt abgerundet und in der Mitte ein wenig ausgeſchweift, da die beiden mittleren Steuerfedern etwas kürzer als die nächſten, die beiden Außenfedern aber bedeutend verkürzt ſind. Das Gefieder iſt dicht, glatt und derb; die einzelnen Federn ſigen feſt in der ſtarken Haut.

Die Spähvögel, von welchen man etwa ein Dußend Arten kennt, gehören hauptſählih Afrika an; nur zwei Arten der Familie ſind bis jeßt außerhalb dieſes Erdteiles, in Sikkim und auf Borneo, beobachtet worden. Sie leben in waldigen Gegenden, gewöhnli<h paarweiſe, höchſt ſelten in kleinen Trupps, flattern von einem Baume zum anderen und laſſen dabei ihre ſtarke, wohlklingende Stimme vernehmen. „Troß ihrer unſcheinbaren Größe und Färbung“, ſagt von Heuglin, „ſind alle an der eigentümlichen Art der Bewegung im Fluge ſowie an der weißen Farbe der äußeren Steuerfedern leiht und auf weithin zu erkennen.“ Sie gehören zu den volkstümlichſten aller Vögel Afrikas; denn da, wo ſie leben, haben ſie ſih jedermann bekannt gemaht. Schon die älteſten Reiſenden erwähnen ihrer und namentlich einer ſonderbaren Eigenheit, die ſie, wie es ſcheint, ſämtlich beſißen. Alles Auffallende nämlih, das ſie bemerken, verſuchen ſie anderen Tieren und insbeſondere au< dem Menſchen mitzuteilen, indem ſie in auffallend dreiſter Weiſe herbeifliegen und dur< Geſchrei und ſonderbare Gebärden einladen, zu folgen. „Daß ſie, ſo rufend, häufig an Bienenſhwärme führen, weiß jeder Eingeborene Afrikas vom Kap bis zum Senegal und von der Weſtküſte bis nah Abeſſinien herüber. Doch führt der Honigku>u> den ihm folgenden Menſchen ebenſo häufig auf gefallene Tiere, die voller Kerbtierlarven ſind, oder verfolgt mit ſeinem Geſchrei den Löwen oder Leoparden, kurz, alles, was ihm auffällt.“ Leßtere Angabe ſtellt Barber nach langjährigen Beobachtungen in Abrede. Ex ſowohl wie ſeine