Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1
Mäuſevogel: Leben und Treiben. Fang. Nahrung. Neſt. 735
unſerer Meiſen an, indem er ſi< auf kurze Zeit von unten an den Af hängt. Dies aber geſchieht immer nur vorübergehend.
Über eine in Niederguinea beobachtete Art unſerer Vögel berihtet Pehuel-Loeſche: „Die munteren Tiere ziehen in kleinen Geſellſchaſten umher, unter niht lautem, aber ſcrillem Gezwitſher und in gerader Richtung von einem Dickicht zum anderen eilend. JFhr Flug iſt ſo pfeilgeſ<wind, daß man oft die nahe vorüberſauſenden Vögel gar niht erkennt und erſtaunt um ſi bli>t, woher denn das ſeltſame Geräuſch komme. Sie ſind in den undurchdringlichen dornigen Hagen der Savanne heimiſch; anfliegend verſhwinden ſie im Augenbli>e in dem ſcheinbar dicht geſchloſſenen Pflanzenwalle und fahren ebenfo unerwartet wieder heraus, um ohne Raſt weiter zu ſhwirren. Fn einem einigermaßen umfangreichen Gebüſche bekommt man ſie überhaupt nicht wieder zu Geſichte, und während man erwartungsvoll lauſcht, ſind ſie längſt an der anderen Seite auf und davon. An lo>eren Stellen des Dickichts ſieht man ſie zwar hin und wieder eigenartig behende vorüberhuſchen, aber ſo ſ<nell, daß man in Zweifel bleibt, ob es ein Vogel, ein anderes Tier oder ein Schatten war. Deswegen ſind ſie im Freien kaum näher zu beobahten. Wir hielten ſie vielfach und man<mal rect zahlreih in unſerem Vogelhauſe zu Tſchintſchotſho. Dort kletterten ſie wie Meiſen am Geäſte der aufgeſtellten Büſche umher und hingen ſi< zum Schlafen eng zuſammengedrängt an die aus Rohrſplinten verſertigten Wandgitter; dabei bildeten ſie förmliche Klumpen, die ſo feſt zuſammenhielten, daß ſelbſt die Toten am Plate gehalten wurden, bis die Lebenden ſih wieder trennten.“
Levaillant erzählt weiter, daß es keine Mühe verurſache, Mäuſevögel zu fangen, ſobald man einmal den Schlafplag ausgekundſchaſtet habe. Man brauche na<hts oder am frühen Morgen nur zu dem Buſche hinzugehen und den ganzen Klumpen wegzunehmen. Die Vögel ſeien ſo erſtarrt, daß niht ein einziger entkomme. Jh brauche wohl kaum zu ſagen, daß ih dieſe Angabe nicht vertreten mag. Jh habe keine einzige Beobachtung gewonnen, die ein derartiges Betragen der Vögel mögli erſcheinen laſſen könnte. Allerdings ſind die Mäuſevögel niemals ſ{<heu. Wenn man ſi<h Mühe gibt, kann man die ganze Familie nah und nach herabſchießen; denn ehe die legten an die Flucht denken, hat der geübte Jäger ſein Werk beendet. Harmlos und vertrauensſelig mag man ſie nennen: ſo dumm aber, daß ſte ſich mit Händen greifen ließen, ſind ſie denn doh niht. Jhr verſte>tes Treiben in dem dichten, allen Feinden unnahbaren Gebüſche macht ſie unvorſichtig; doh wiſſen ſie re<ht wohl zwiſchen einem gefährlichen und einem ungefährlichen Tiere zu unterſcheiden. Fn den Gärten ſind ſie ſogar ziemlih vorſichtig.
Die Nahrung ſcheint auf Pflanzenſtoffe beſchränkt zu ſein. Jch habe früher geglaubt, daß ſie auch Kerbtiere freſſen, bei meiner leßten Reiſe nah Abeſſinien aber in dem Magen aller derjenigen, welche i< erlegte, nur Blattteile, namentli<h Knoſpen, Fruchtſtü>ke und weiche Körner gefunden. Die Früchte des Chriſtusdorns bilden in Mittelafrika ihre Hauptnahrung. Jn den Gärten gehen ſie die Kaktusfeigen und die Trauben an, naſchen nah Hartmanns Erfahrungen aber auch die ſüßen Limonen. Sie freſſen in den verſchiedenſten Stellungen wie unſere Meiſen, indem ſie ſi<h bald von unten an die Zweige hängen, bald an die Früchte anklammern 2c. Jn den Gärten Mittelafrikas klagt übrigens niemand über den Schaden, den ſie anrichten ; in Südafrika hingegen ſollen ſie bisweilen läſtig werden, weil ſie dort, wie es ſcheint, in viel größerer Menge auftreten als in Mittelafrika. So viel iſt gewiß begründet, daß es kein Mittel geben mag, ſie, wenn ſie einmal ſtehlen wollen, von den Pflanzen abzuhalten: ſie finden gewiß überall eine Thür, um zu den verbotenen Früchten des Paradieſes zu gelangen.
Das Neſt wurde bereits von Levaillant und ſpäter von Gurney, Hartmann, Andersſon und Heuglin beſchrieben. Erſterer ſagt, daß es kegelförmig geſtaltet, aus