Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

Ani: Verbreitung. Aufenthalt. Gebaren. 125

anderen übertragen kann. Dies gilt wenigſtens für diejenigen Mitglieder, welche der Unterfamilie ihren Namen verliehen haben.

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Die Madenfreſſer (Crotophaga) zeigen in der Geſtalt entfernte Ähnlichkeit mit unſerer Elſter. Sie ſind ſchlank gebaut, kleinköpfig, kurzflügelig, langſ<wänzig und hochbeinig. Der kopflange Schnabel iſ hoc, weil der Firſt in der Wurzelnähe ſcharfkantig, fammartig ſi erhebt und noh eine Stre>e auf der Stirn ſih fortſeßt, die Spibe des Schnabels ſtark herabgebogen, der Kieferrand glatt, der Fuß hoch und kräftig, ſeine äußere Vorderzehe ungefähr no< einmal ſo lang wie die innere, und die nah hinten gewendete Außenzehe ungefähr ebenſo lang wie die eigentliche Hinterzehe, der Flügel nah Verhältnis lang, wenigſtens über die Shwanzwurzel hinabreichend, im Fittiche die vierte Schwinge die längſte, der Shwanz endlih ungefähr ebenſo lang wie der Rumpf, an den beiden äußerſten Federn etwas verkürzt.

Die drei Arten, die Südamerika und Braſilien insbeſondere bewohnen, unterſcheiden ſi hauptſähli<h dur<h Größe und Schnabelbildung.

Die bekannteſte und verbreitetſte Art der Gattung und Untexfamilie iſt der Ani der Braſilier (Crotophaga minor, rugirostris, laevirostris und ani). Seine Länge beträgt 35, die Breite 40, die Fittihlänge 13, die Shwanzlänge 17 cm; der Ani kommt alſo trot ſeines längeren Schwanzes unſerem Ku>ucke kaum an Größe gleih. Die tief: ſ\<warzen Federn ſhimmern auf dem Flügel und dem Schwanze in ſtahlblauem Scheine, die des Kopfes und Halſes enden mit breiten, erzbraunen, die des Mantels und der Schul: tern, des Kropfes und der Bruſt mit breiten, {<warzblau ſheinenden Säumen. Der Schnabel iſt von der Wurzel an mit einem hohen, ſcharfen Kiele, vor der Spiße mit einer ſanften Ausbuchtung verſehen, an den Seiten glatt und ohne Längsfurchen, ſeine Färbung wie die der Beine ſ<hwarz, die des Auges graubraun.

Der Ani verbreitet ſi über den größten Teil Südamerikas öſtlich der Andeskette. Sein Wohngebiet reiht vom Oſten Braſiliens bis na< Mittelamerika, einſhließli<h Weſtindiens und der Antillen. Gelegentlih kommt er au< in den ſüdlichen Vereinigten Staaten von Nordamerika vor. Fn Braſilien findet ex ſih überall, wo offene Triften mit Gebüſchen und Vorwaldungen abwechſeln, meidet aber entſchieden die großen geſchloſſenen Wälder; in Guayana tönt ſein heiſeres Geſchrei dem Reiſenden entgegen, ſobald er die Anſiedelung verlaſſen hat; auf Jamaika ſieht man ihn auf allen Ebenen, insbeſondere in den Steppen und auf den Weiden, die von Noß- und Rinderherden beſucht werden, und zwar ſo häufig, daß Goſſe behaupten kann, er ſei möglicherweiſe der gemeinſte aller Vögel der Fnſel. Auch auf St.-Croix iſt er ſehr häufig und wegen ſeiner auffallenden Erſcheinung allgemein bekannt,

Sein Betragen iſ niht unangenehm, „Der Ani“, ſagt Hill, „iſt einer meiner Lieblinge, Andere Vögel haben ihre Jahreszeit, aber die Madenfreſſer ſind beſtändige Bewohner des Feldes und während des ganzen Jahres zu ſehen. Wo immer es offenes Land und eine Weide gibt, die mit einigen Bäumen oder Sträuchern beſtanden iſt, da bemerkt man auh gewiß dieſe geſelligen Vögel. Dreiſt und anſcheinend furchtlos, verabſäumen ſie nie, die Ankunſt eines Menſchen dur< lautes Geſchrei anzuzeigen, Nach einem vorüber gegangenen Gewitter ſind ſie gewiß die erſten, die das Dickicht verlaſſen, um ihr Gefieder zu tro>nen und ſi< hierauf wieder im freien Felde zu zeigen; ſelbſt die ſtets ſangfertige Spottdroſſel thut es ihnen niht zuvor. „Qui jotſch qui jotſh“ hört man von einem niht fernen Gebüſche, und ein kleiner Flug von Madenſfreſſern wird ſichtbar, mit lang ausgeſtredtem Schwanze einem Plate zugleitend, auf welchem die Friſche und Feuchtigkeit