Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

2A Erſte Ordnung: Baumvögel; ſe<Sunddreißigſte Familie: Hornvögel.

nur noch die beiden erſten, von denen zweiter Ordnung in dem einen Flügel noch ſehs, in dem anderen bloß no< vier vorhanden waren, während die neun erſten ein viertel bis ein halb ihrer Länge erreicht hatten. Spuren davon, daß die Federn etwa abgebiſſen waren, ließen ſih nirgends finden; au< war es auffallend, daß der Numpyf des Tieres weder Stoppeln noc junge Federn zeigte. Fnfolge dieſes mangelhaften Zuſtandes ſeiner Flügel war der Vogel nicht im ſtande, ſi< au< nur 20 cm vom Boden zu erheben, und würde, einmal aus dem Neſte gefallen, auf keine Weiſe wieder hinein haben gelangen fönnen. So weit meine Beobachtungen. Der Eingeborene, der das erwähnte Neſt gefunden hatte und mich zu dieſem führte, verſicherte mich, daß das Weibchen während des Brütens ſtets vom Männchen auf die angegebene Weiſe eingemauert würde, daß es in dieſer Zeit ſeine Schwingen wechſele, völlig ungeſhi>t zum Fliegen ſei und erſt zu der Zeit des Flüggewerdens der Jungen ſein Flugvermögen wiedererhalte. Es findet mithin dieſes Einmauern ledigli<h aus Vorſorge ſtatt, um zu verhüten, daß das Weibchen niht aus dem Neſte falle. Weitere Beobachtungen müſſen dies entſcheiden.“

Horsfield gibt noh andere Erzählungen der Eingeborenen wieder. Dieſe behaupten, daß das Weibchen vom Männchen eiferſüchtig bewacht und nah Befinden beſtraft werde. Glaube das Männchen nach einer zeitweiligen Abweſenheit zu bemerken daß inzwiſchen ein anderes Männchen ſih dem Neſte genähert habe, ſo werde die Öffnung ſofort dur< den eiferſüchtigen und erzürnten Vogel zugemauert, und das eingeſchloſſene Weibchen müſſe alsdann elendigli<h umkommen.

Das von Bernſtein beſchriebene Neſt beſtand aus einer einfachen, dürren Unterlage von wenigen Reiſern und Holzſpänen. „Es enthielt neben einem fürzlih ausgekrocenen, noh blinden Jungen ein ſtark bebrütetes Ei, das im Verhältnis zum Vogel ziemlih klein iſt, da ſein Längendurhmeſſer nur 64, ſein größter Querdurhmeſſer nur 43 mm mißt. Es hat eine etwas längliche Geſtalt und ziemli<h grobkörnige, weiße Schale, auf welcher hier und da ſi einige blaßrötlihe und bräunliche, wenig in die Augen fallende wolkenähnliche Zeihnungen und Fle>en befinden.“

Der berühmteſte aller afrikaniſhen Hornvögel iſt der Hornrabe, Abbagamba oder Erfkum der Abeſſinier, Abu-Garn der Sudaneſen (Tmetoceros abyssinicus, Buceros abyssinicus und leadbeateri, Tragopan, Bucorvus und Bucorax abyssinicus), neben zwei verwandten Arten Vertreter einer gleihnamigen Gattung (Tmetoceros). Er gehört zu den größten Arten der Familie, iſt kräftig gebaut, kurzflügelig, kurzſhwänzig, aber ziemli<h hochbeinig. Sein Schnabel iſt ſehr groß, ſ<hwach gebogen, ſeitlih abgeplattet, ſtumpſſpißig, in der Mitte der Schneiden klaffend, aber nur mit einem kurzen, obſchon ziemlich hohen Auswuchſe über der Wurzel des Oberſchnabels verziert. Der Aufſagß beginnt auf der Scheitelmitte, reiht ungefähr bis zum erſten Drittel der Scnabellänge vor, iſt vorn entweder ofen und dann röhrenartig oder abgeſchloſſen und hat ungefähr die Form eines nah vorn gekrümmten Helmes, deſſen breiter und flacher Oberteil von dem ſanft gerundeten, nah unten zu eingebogenen und mit der Schnabelwurzel verſhmolzenen Seitenteilen dur< eine Längsreihe kantig abgeſetzt iſt. Die ſehr kräftigen Beine unterſcheiden ſih von denen anderer Hornvögel dur<h die Höhe der Läufe, die zweimal die Länge der Mittelzehe beträgt, und die ſehr di>en Zehen, deren äußere und mittlere im leßten Gliede verwachſen, und deren innere und mittlere im vorleßten Gliede dur eine Spannhaut verbunden ſind. Fn dem Fittiche, in welchem die ſe<hſte Shwinge die längſte iſt, überragt die Spiße nur wenig die Oberarmfedern. An dem mittellangen Shwanze, deſſen Länge ungefähr der Hälfte der Fittichlänge gleichkommt, verkürzen ſih die äußeren Federn niht