Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

26 Siebente Ordnung: Suchvögel; erſte Familie: Negenpfeifer.

ſteht als’ ſie, zielen mit dem Schnabel nacheinander, ſträuben dazu die großen Bruſt- und Nükenfedern, richten den Na>kenkragen aufwärts und ſpannen den Halskragen ſchildförmig aus: ſo rennen und ſpringen ſie aufeinander los, verſeßen ſih Schnabelſtöße, die der mit Warzen bepanzerte Kopf wie ein Helm und der dichte Halskragen wie ein Schild auffangen, und dies alles folgt ſo ſ{<nell aufeinander, und ſie ſind dabei ſo hißig, daß ſie vox Wut zittern, wie man beſonders in den kleinen Zwiſhenräumen der mehrmaligen Anläufe, die auh ſ{<nell aufeinander folgen, deutlih bemerkt, und deren mehr oder weniger, je nahdem die Kampfluſt bei den Parteien gerade heftiger oder gemäßigter iſt, zu einem Gange gehören, auf welchen eine längere Pauſe folgt. Der Kampf ſchließt faſt, wie er anfängt, aber mit no< heftigerem Zittern und Kopfni>en;, leßteres iſt jedo<h au< von anderer Art, ein Zucken mit dem Schnabel gegen den Gegner, das wie Luſftſtöße ausſieht und Drohung vorzuſtellen ſcheint. Zulezt ſchütteln beide ihr Gefieder und ſtellen ſih wieder auf ihren Stand, wenn ſie es niht etwa überdrüſſig ſind und ſih auf einige Zeit

ganz vom Schauplaße entfernen. y

„Sie haben keine andere Waffe als ihren weichen, an der Spibe kolbigen, im übrigen ſtumpfſhneidigen Schnabel, ein ſehr ſ{<wa<hes Werkzeug, mit welchem ſie ſi<h nie verlezen oder blutrünſtig beißen können, weshalb bei ihren Raufereien au< nur ſelten Federn verloren gehen, und das höchſte Unglüc, was einem begegnen fann, darin beſteht, daß er vom Gegner bei der Zunge erfaßt und eine Weile daran herumgezerrt wird. Daß ihr Schnabel bei zu heftigen Stößen gegeneinander ſi<h zuweilen zur Ungebühr biegen mag, iſt niht unwahrſcheinli<h und wohl möglich, daß dadurch an den zu arg gebogenen oder faſt gekni>ten Stellen jene Auswüchſe oder Knollen entſtehen, die namentlih alte Vögel, welche die wütendſten Kämpfer ſind, öfters an den Schnäbeln haben.“

Zuweilen findet ſi< ein Weibchen auf dem Kampſfplaße ein, nimmt ähnliche Stellungen an wie die kämpfenden Männchen und läuft ‘unter dieſen herum, miſcht ſi aber ſonſt niht in den Streit und fliegt bald wieder davon. Dann kann es geſchehen, daß ein Männchen es begleitet und ihm eine Zeitlang Geſellſchaft leiſtet. Bald aber kehrt es wieder zum Kampſfplate zurü>, ohne ſi< um jenes zu kümmern. Niemals kommt es vor, daß zwei Männchen einander fliegend verfolgen. Der Streit wird ſtets auf der Walſtatt ausgefohten; außerhalb herrſcht Frieden. /

Wenn die Legezeit herannaht, ſicht man ein Männchen in Geſellſchaft zweier Weibchen oder umgekehrt, ein Weibchen in Geſellſchaft mehrerer Männchen, auch fern vom Kampfplaße in der Nähe der Stelle, die ſpäter das Neſt aufnehmen ſoll. Letteres ſteht ſelten fern vom Waſſer, oft auf einer erhöhten Stelle im Sumpfe, und iſt eine mit wenigen dürren Hälmchen und Grasſtoppeln ausgelegte Vertiefung. Das Gelege bilden 4, ſeltener 3 Eier von bedeutender Größe, etwa 40 mm Längs-, 32 mm Querdurhmeſſer, die auf olivenbräunlichem- oder grünlihem Grunde rötlichbraun oder ſhwärzlih, am di>eren Ende gewöhnlich ſtärker als am ſhwächeren gefle>t find. Das Weibchen brütet allein 17—19 Tage lang, liebt die Brut ſehr und gebärdet ſih am Neſte ganz nah Art anderer Shhnepfenvögel, wie denn auh die Jungen in derſelben Weiſe leben wie ihre Verwandten. Das Männchen bekümmert ſi niht um ſeine Nahkommenſchaft, es kämpft mit anderen, ſolange es liebebedürftige Weibchen gibt, beendet die Kampfſpiele in den leßten Tagen des Juni und treibt ſi nun bis gegen die Zugzeit hin nah Belieben im Lande umher.

Kein Schnepfenvogel läßt ſi leichter fangen, keiner leichter an die Gefangenſchaft gewöhnen als der Kampfläufer. Wenn man auf dem Kampfplaße Schlingen ſtellt, bekommt man die Männchen gewiß in ſeine Gewalt; auh auf dem Waſſerſchnepfenherde fängt man ſie, oſt in erhebliher Anzahl. Jm Käfige zeigen ſie ſih augenbli>lih eingewöhnt, gehen ohne weiteres an das Futter und halten ſih re<t gut. Jn einem größeren Geſellſ<haftsbauer