Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

504 Zehnte Ordnung: Stoßvögel; fünfte Familie: Shuhſchnäbel.

die Vreite 99, die Fittichlänge 30, die Schwanzlänge 12 cm. Das Weibchen iſt etwas kleiner, der junge Vogel anfangs ganz rotbraun, dunkler auf dem Rücken, bläſſer auf der Bruſt.

Der Savaku lebt im Gebüſche und Schilfe der Ufer aller Waldflüſſe Braſiliens und wird einzeln oder zur Brutzeit paarweiſe angetroffen. Man ſieht ihn in dem dichten Buſchwerke der Flußufer ziemli<h hoch auf den Zweigen über dem Waſſer ſißen, in den inneren Waldungen häufiger als nahe am Meere, bei Annäherung eines Bootes aber ziemlich geſchi>t von Zweig zu Zweig hüpfen und ſih raſ< verbergen. Die Nahrung ſoll in Waſſertieren aller Art, jedo< nict in Fiſchen beſtehen. Der Prinz von Wied fand nur Gewürm in dem Magen der von ihm erlegten und meint, daß der Vogel mit ſeinem breiten, kahnförmigen Schnabel niht im ſtande ſei, Fiſche zu fangen. Eine Stimme hat dieſer Forſcher niht vernommen; Schomburgk aber ſagt, daß der Vogel mit ſeinem Schnabel ein Klappern hervorbringe wie ein Storch, dies wenigſtens thue, wenn er in die Gewalt des Menſchen gebracht werde. Über das Brutgeſchäft weiß man noch wenig. Das Ei iſt länglichrund, weiß, glanzlos und ungefle>t, dem des Nachtreihers ſehr ähnlich.

Gefangene, die in neuerer Zeit zuweilen in unſere Käfige gelangen, betragen ſi< in jeder Beziehung wie Nachtreiher.

Einer der abſonderlichſten Vögel Afrikas und der eigenartigſten des Erdballes iſt der Schuhſ<hnabel (Balaeniceps rex), Vertreter einer gleihnamigen Gattung (Balaeniceps) und Familie (Balaenicipidae). S3hn fennzeihnen maſſiger Leib, dier Hals und großer Kopf, der gewaltige, einem plumpen Holzſchuhe niht unähnliche, auf dem Firſte ſeicht eingebogene, gekielte, ſtarkhakige Schnabel, deſſen breite Unterkiefer bis zu ihrer Verbindungsſtelle dur eine lederige Haut verbunden werden, die ſehr hohen Beine und großen Füße, deren lange Zehen mit kräftigen Nägeln bewehrt ſind, die breiten und langen Flügel, unter deren Schwingen die dritte und vierte die längſten, der mittellange, gerade, zwölffederige Shwanz und das großfederige, ziemlih weiche Kleingefieder, das am Hinterhaupte einen furzen Schopf bildet. Ein ſ{hönes Aſchgrau iſt die Grundfärbung des Gefieders; die Ränder der größeren Federn ſind lihtgrau, die Schwingen und Steuerfedern grauſchwarz. Das Auge iſt hellgelb, der Schnabel hornfarben, der Fuß ſ<hwarz. Junge Vögel tragen ein ſ{<mußig oder roſtig braungraues Kleid. Die Länge beträgt 140 die Breite 262, die Fittichlänge 73, die Shwanzlänge 25 em. Das Weibchen iſt beträchtlich kleiner.

Dieſer Rieſe der Sumpfvögel lebt, nah von Heuglins und Shweinfurths Beob: achtungen, einzeln, paarweiſe und in zerſtreuten Geſellſchaften, möglichſt fern von allen menſ<hlihen Anſiedelungen in den ungeheuern, meiſt unzugänglichen Sümpfen des Weißen Nils und einigen ſeiner Nebenflüſſe, insbeſondere im Lande der Kitſch- und Nuër- Neger, zwiſchen dem 5. und 8. Grade nördlicher Breite. An anderen Gewäſſern Jnnerafrikas iſt er noh niht beobachtet worden. Gewöhnlich ſieht man ihn hier an den mit dihtem Schilfe und Papyrusſtauden umgebenen Lachen inmitten dieſer Sümpfe fiſchen oder aber auf einem der auf tro>eneren Stellen der Sümpfe ſih erhebenden Termitenhügel bewegungslos, nicht ſelten auf einem Beine, ſtehen, um von hier aus Umſchau zu halten oder zu verdauen. Scheu und vorſichtig erhebt er ſih bei Annäherung eines Menſchen ſchon aus weiter Entfernung unter lautem Geräuſche und fliegt dann niedrig und {wer über das Rohr hin, das ihn dem Auge bald entzieht, Wird er dagegen dur<h Schüſſe in Furcht geſeßt, ſo erhebt er ſih ho< in die Luſt, kreiſt und {hwebt längere Zeit umher, kehrt aber, ſolange er verdähtige Menſchen gewahrt, niht wieder zum Sumpfe zurü>. An freies Waſſer kommt er wohl auh einmal, immer aber ſelten.