Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

518 Zehnte Ordnung: Stoßvögel; ſechſte Familie: Störche.

verziert, der Fuß auffallend hochläufig, aber verhältnismäßig kurzzehig, der Flügel lang und etwas abgerundet, weil in ihm erſt die dritte Schwinge die längſte iſt, der Shwanz mittellang und gerade abgeſchnitten. Die Geſchlechter unterſcheiden ſich wenig durch die Größe, die Jungen von den Alten dur weniger ſhöne Färbung.

Der Sattelſtor<h (Mycteria senegalensis und ephippiorhyncha, Ciconia senegalensis und ephippiorhyncha, Ephippiorhynchus senegalensis) iſt ein gewaltiger und prachtvoller Vogel. Die Federn des Kopfes und Halſes, des Oberflügels, der Schultern und des Schwanzes ſind ſ{hwarz, metalliſch glänzend, die übrigen, einſ<hließlih der Schwingen, blendend weiß. Das Auge iſt königsgelb, der Schnabel an der Wurzel rot, hierauf ſhwarz und an der Spige blutrot der nate Teil des Geſichtes rötlich, der Augenring gelb; die breite Wachshaut die wie ein Sattel auf dem Schnabel liegt, nach allen Seiten hin beweglich iſt und von einem \{warzen, ſhmalen Federſaume eingefaßt wird, und die Klunkern ſind königsgelb, die Läufe graubraun, die Ferſen und Zehengelenke unrein farminrot. Die Länge des Männchens beträgt 146, die Breite 240, die Fittihlänge 65, die Schwanzlänge 26 cm. Das Weibchen iſt merflih fleiner. Beim jüngeren Vogel ſind alle dunkeln Teile des Gefieders bräunlichgrau, die weißen Federn ſ{hmußig graugelb und die Klunkern noch niht entwi>elt. Das Auge ſieht braun und der Schnabel dunkelrot, faſt ſ{<wärzlih aus.

Man muß einen Sattelſtorh im Freien, lebend, ſich bewegend, fliegend, über dem dunkeln Walde ſeine Kreiſe ziehend geſehen haben, um den Eindru>, den der gewaltige Vogel hervorruft, verſtehen, um ſeine volle Schönheit würdigen zu können. Fm Gehen hält ſi dieſer Nieſe ſehr ſtolz und aufrecht, erſcheint aber wegen der langen Beine no< größer, als er wirkli<h iſt. Jm Fluge nimmt er ſich prachtvoll aus; denn die weißen Schwingen ſtechen von den ſ{<hwarzen De>kfedern der Flügel herrlih ab. Leider iſt der Sattelſtor unter allen Umſtänden ſo ſcheu und dabei in den von mir bereiſten Gebieten ſo ſelten, daß i< niht viel über das Freileben zu ſagen weiß. Er lebt paarweiſe am Weißen und Blauen Nil vom 14. Grade nördlicher Breite an nah Süden hin, findet ſi< au< im Weſten und Süden des Erdteiles, bewohnt das Ufer der Ströme, die Sandinſeln und die nahe am Ufer gelegenen Seen, Regenteiche und Sümpfe und entfernt ſih nur während der Regenzeit zuweilen von der Flußniederung; do< ſah man ihn ausnahmsweiſe auch in jeihten Meerbuſen. Unter andere Sumpfvögel miſcht er ſih nicht ſelten; das Paar bleibt aber ſtets beiſammen. Fn dem Betragen ſpricht. ſich Selbſtbewußtſein und Würde aus. Der Marabu iſt mindeſtens ebenſo groß und ſteht au< an Klugheit hinter ihm nicht zurü>, läßt ſih aber doh mit ihm nicht vergleihen. Jede Bewegung des Sattelſtorhes, jede Stellung iſt zierlih und anmutig, der Schönheit des Gefieders vollkommen entſprechend. Er ſchreitet mit gemeſſenen Schritten unhörbar dahin und trägt dabei den Hals ſanft gebogen und den Schnabel ſo nah abwärts gekehrt, daß die untere Lade faſt auf den Federn des Halſes ruht. Zuweilen ſteht er hoch aufgerihtet auf einem Beine; oft ruht er auf den eingekni>ten Ferſen; manchmal legt er ſi< au< mit doppelt zuſammengebogenen Füßen platt auf den Boden. Luſtige oder tanzartige Sprünge, wie ſie Kraniche ausführen, beobachtet man nicht; doh rennt ex gelegentlih einmal mit ausgebreiteten Flügeln im ſchnellen Laufe dahin. Den ungeheuern Schnabel weiß er mit überraſchendem Geſchik zu handhaben; er iſt im ſtande, den feinſten Gegenſtand mit der Spive aufzunehmen, und, nachdem ex ihn vorher aufgeworſen, zu verſchlingen, ebenſo beim Federpußen einen kleinen Shmaroßer zu fangen. Außerdem benugt er den Schnabel wie der Stor, um ſeine Gefühle auszudrüten.

Hinſichtlih der Nahrung wird ſi der Sattelſtorh wohl wenig von ſeinen deutſchen Verwandten unterſcheiden. Jn den Magen der von uns getöteten fanden wir Fiſche, Lurche