Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

520 Zehnte Ordnung: Stoßvögel; ſechſte Familie: Störche.

brütend, mit eingekfni>ten Fußwurzeln ſaß, ſah von Heuglin mitten in einem unzugänglichen Sumpfwalde auf dem Wipfel einer ſchirmförmigen Akazie ſtehen; er war ſehr umfangreich, aus dürren Aſten und Reiſern zuſammengefügt und oben platt. Eier, die in Oſtafrika eingeſammelt wurden, ähneln in Geſtalt und Färbung denen des Storches, ſind aber bedeutend größer; denn ihr Längsdurchmeſſer beträgt 78, ihr Querdurchmeſſer 53 mm.

Gefangene Sattelſtörche gelangen jeßt niht allzu ſelten in unſere Tiergärten. Sie halten ſih bei Fleiſh- und Fiſhnahrung ſehr gut, werden bald ebenſo zahm wie irgend ein anderer Stor, lernen ihren Pfleger kennen und von anderen Leuten unterſcheiden, begrüßen ihn dur<h Schnabelgeklapper, ſobald ſie ſeiner anſihtig werden, folgen auc ſeinem Nufe und geſtatten, daß er ſie berührt. Um andere Tiere bekümmern ſie ſi<h ni<t, laſſen ſich aber au< nichts gefallen und erwerben ſi daher bald volle Hochachtung aller Mitbewohner ihrer Gehege. Jede ihrer Bewegungen und Handlungen feſſelt; denn ihr Betragen iſt ebenſo anziehend wie ihre Geſtalt.

Die häßlichſten aller Störche werden Kropfſtörche (L eptoptilus) genannt, weil ihre Speiſeröhre ſih am Unterhalſe zu einem weiten Sate ausdehnt, der zwar wenig Ähnlichkeit mit dem eigentlichen Kropfe hat, aber doch in derſelben Weiſe gebraucht wird. Fm übrigen kennzeichnen ſie fi<h durch kräftigen, faſt ungeſhlachten Leib, diden, na>ten Hals, naten oder höchſtens mit wenigen flaumartigen Federn bekleideten, grindigen Kopf, einen ungeheuern, an der Wurzel ſehr dien, viexrſeitigen, vorn keilförmig zugeſpißten, leihten Schnabel, deſſen äußere Bekleidung durch ihre Unebenheit und Nauhigkeit auffällt, hohe Beine, gewaltige, abgerundete Flügel, in welchen die vierte Schwinge die längſte, und mittellangen Schwanz, deſſen untere Deckfedern außergewöhnlich entwi>elt, von der Wurzel an fein zerſhliſſen ſind und prähtige Schmu>federn abgeben.

Während meines Aufenthaltes in Afrika bin ih mit der dort lebenden Art, dem Marabu (Leptoptilus crumenifer, rueppellii und argala, Ciconia crumenifera, vetula, argala und marabou, Mycteria crumenifera), Abu Séin oder „Vater des Schlauches“/ „Schlauchträger“, der Araber, bekannt geworden. Sein Kopf iſt rötlich fleiſhfarben, nur ſpärlich mit kurzen, haarigen Federn bekleidet, die Haut in der Regel grindig, der Hals nat. Das Gefieder iſt auf dem Mantel dunkelgrün, metalliſh glänzend, auf der ganzen Unterſeite und im Na>en weiß; die Schwingen und Steuerfedern ſind {warz und glanzlos, die großen Defedern der Flügel auf der Außenfahne weiß gerandet. Das Auge iſt braun, der Schnabel ſ{mußig weißgelb, der Fuß ſchwarz, in der Regel aber mit Kot weiß übertün<ht. Die Länge beträgt 160, die Breite 300, die Fittihlänge 73, die Shwanzlänge 24 cm.

În den von mir durchreiſten Ländern begegnet man dem Marabu zuerſt ungefähr unter dem 15. Grade nördl. Br., von hier aus aber nicht ſelten längs der beiden Hauptſtröme des Landes und regelmäßig in der Nähe aller größeren Ortſchaften, in welchen Markt gehalten und wenigſtens an gewiſſen Tagen in der Woche Vieh geſ<hlachtet wird. Jn den nördlichen Teilen ſeines Verbreitungsgebietes erſcheint er nah der Brutzeit im Mai und zieht im September und Oktober wieder weg, den weiter unten im Süden gelegenen Waldungen zu, um daſelbſt zu brüten. Schon im Dezember ſcheint er das Fortpflanzungsgeſchäft beendigt zu haben; wenigſtens bemerkten wir um die Mitte dieſes Monats an einer größeren Lache eine ganz ungewöhnliche Anzahl der gefräßigen Vögel. Das Neſt habe ih nie gefunden, au von den Eingeborenen nihts Sicheres darüber erfahren können. Der einzige Reiſende, der es geſehen hat, Livingſtone, berihtet auh nur, daß es auf dem Seitenaſte eines Afffenbrotbaumes erbaut geweſen ſei, aus einem Haufen von dürren Äſten beſtanden und