Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

528 Zehnte Ordnung: Stoßvögel; ſiebente Familie: Hammerköpfe.

Herablaſſung beſchäftigt er ſih mit anderen Vögeln; und wenn ex im reiferen Alter ſein prachtvolles Gefieder angelegt hat, gehört er wirklich zu den ſchönſten Parkvögeln, die man halten kann. Der deutſche Himmel ſagt ihm aber nicht zu, und Froſt kann er gar nicht vertragen. Vei geringer Kälte ſchon erfriert er die Zehen oder zieht ſi eine Darmentzündung zu, an welcher er in der Regel zu Grunde geht. Hält man ihn in einem größeren, unbedeten Gebauer, in welchem er ſeine Schwingen gebrauchen darf, ſo pflegt er den größten Teil des Tages auf Väumen zuzubringen und nur, wenn er Nahrung ſucht, auf den Boden herabzukommen.“ Fn einigen Tiergärten hat er geniſtet, im Berliner Garten ſich ſogar mit dem Weißhalsſtorche gepaart und Eier gelegt, niht aber Junge erzielt.

Eine beſondere Familie der Schreitvögel, die der Hammerköpfe (Scopidae), vertritt als einzige Art der Schattenvogel (Scopus umbretta, Cepphus scopus, Ardea fusca). Der Leib iſt gedrungen und faſt walzig, der Hals kurz und di>, der Kopf verhältnismäßig groß, der Schnabel hoh, länger als der Kopf, ſeitlich ſehr zuſammengedrückt, gerade, an der Spigze herabgebogen, der Fuß mittellang, die Verbindungshaut zwiſchen den Zehen tief ausgeſchnitten, der Fittich breit und ſtark abgerundet, in ihm die dritte Schwinge die längſte, der zwölffederige Schwanz mittellang, das Kleingefieder diht und lang, am Hinterkopfe einen vollen Buſch bildend, die Färbung faſt gleihmäßig umberbraun, auf der Unterſeite wie gewöhnlih etwas heller; die Shwungfedern ſind dunkler als der Nücken und glänzend; die Steuerfedern tragen eine breite pupurbraune Binde am Ende und mehrere unregelmäßige {<male Vänder am Wurzelteile. Das Auge iſt dunkelbraun, der Schnabel ſchwarz, der Fuß ſ{hwarzbraun oder ebenfalls {hwarz. Die Länge beträgt 56, die Breite 104, die Fittichlänge 31, die Schwanzlänge 16 cm. Das Weibchen unterſcheidet ſih niht vom Männchen.

Man kennt diefen Sreitvogel ſo ziemlich aus allen Gebieten Afrikas, aus dem Süden des Crdteiles, einſhließli<h Madagaskars, und ebenſo aus Südarabien; er ſcheint jedoch nirgends häufig zu ſein. Er bevorzugt das Tiefland, ſteigt aber, nah von Heuglins Befund, im Funeren von Abeſſinien bis zu 3000 m Höhe im Gebirge empor. Jh habe den Schattenvogel in den von mir bereiſten Ländern mehrfah, jedo< immer nur einzeln oder paarweiſe beobachtet. Er iſt eine auffallende Erſcheinung. Jm Sizen fehlt ihm die ſhmud>e Haltung der Reiher; der Hals wird ſehr eingezogen, die Holle gewöhnlich dicht auf den Rücken gelegt, ſo daß der Kopf auf den Schultern zu ruhen ſcheint. Hartmann meint, das Ausſehen erinnere beinahe an das eines Nabenvogel3, und wären niht der Schopf und die dünnen Stelzbeine, die Täuſchung könnte kaum größer ſein. J< möchte eine noh größere Ähnlichkeit zwiſhen ihm und gewiſſen Jbiſſen finden. Wenn er ſih ungeſtört weiß, ſpielt er mit ſeiner Haube, indem er ſie bald aufrihtet und bald niederlegt; oft aber ſteht er minutenlang ohne jegliche Bewegung auf einer Stelle. Der Gang iſt leiht und zierlih, aber gemeſſen, niht rennend; der Flug erinnert am meiſten an den eines Storches: der Schattenvogel fliegt gern geradeaus, ſ{<webt viel und ſteigt oft in bedeutende Höhen empor, wenn er ſih von einer Stelle des Waſſers zur anderen begeben will. Eine Stimme habe ich nie von ihm vernommen; nah von Heuglin ſoll er ein rauhes Quaken ausſtoßen.

Jn der Regel bemerkt man den Vogel nur an Waldbächen oder doh an den Ufern des Stromes da, wo der Wald bis an ſie heranreicht. Am lebhafteſten zeigt er ſih in der

torgen- und Abenddämmerung; am Tage ſißt er, offenbar ſ{hlafend, unbeweglich auf einer Stelle oder treibt ſich im tiefſten Schatten des Waldes ſtill und gemähli< umher, bald wie ein Sumpfvogel im Waſſer watend, bald nach Art der kleinen Reiher von dem Uferrande