Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

630 Zehnte Ordnung: Stoßvögel; ſehzehnte Familie: Entenvögel.

nicht ſelten ſ{<wimmendes, aus Vinſen, Rohr, Schilf 2c. beſtehendes Neſt 3—6 Eier legen. Zm September und Oktober findet man Junge im Daunenkleide und ſpäter die Alten noh in treuer Gemeinſchaft mit ihren erwahſenen Jungen. Nach der erſten Mauſer erhalten dieſe das Kleid ihrer Eltern, nehmen aber no< etwas an Größe zu und haben auh noch feinen entwid>elten Höcker.

Die Sporengans läuft beſſer als jede andere mir bekannte Art der Unterfamilie, trägt ſih vorn ho< aufgerichtet und erinnert beim Gehen entfernt an einen Storch oder Reiher. Vor dem Auffliegen rennt ſie erſt auf eine ziemliche Strecke dahin, erhebt ſich, ſchlägt raſh und kräftig mit den Flügeln, ſteigt bald in bedeutende Höhen empor und ſtreicht in dieſen {nell vorwärts, gefällt ſi< aber oft in ſhönen Schwenkungen oder ſchwebt geraume Zeit. Fm Schwimmen unterſcheidet ſie ſih niht von den gewöhnlichen Gänſen. Eine eigentlihe Stimme habe ih nie von ihr vernommen, ſondern höchſtens, und auch ſelten, heiſer ziſhende Laute; do verſichert von Heuglin, daß die Alten trompetenartige, die Zungen pfeifende und ſhwirrende Töne ausſtoßen. Alle, welche ih im Freileben ſah, waren ſcheu und vorſichtig und unterſchieden den Weißen ſehr wohl von dem Schwarzen, ließen leßteren wenigſtens viel näher an ſi< herankommen als jenen. Um andere Vögel ſchienen ſie ſi< niht zu bekümmern, obwohl ſie mitten darunter lebten. Daß ſie auch ſ<hwächere Tiere ihre Herrſchſucht fühlen laſſen, beobachtet man an gefangenen, die, wie die Schwäne, das mit ihnen auf demſelben Teiche lebende Waſſergeflügel regelmäßig unterjochen, erzürnt, mit wahrer Wut auf ihren Gegner ſtürzen, ſih in deſſen Gefieder feſtbeißen und ihn zuweilen wirkli< umbringen. Hinſichtlih der Nahrung unterſcheiden ſich die Sporengänſe inſofern von anderen, daß ſie ſehr gern Fiſche oder tieriſche Stoffe überhaupt freſſen und dieſe, wenn ſie ſi<h einmal daran gewöhnt haben, mit derſelben Sehnſucht wie Enten erwarten.

Von Weſtafrika aus werden alljährli<h Sporengänſe lebend nah Europa gebracht. Jm Tiergarten zu London hält man ſie ſhon ſeit mehr als 40 Jahren regelmäßig; gleichwohl haben ſie ſih bei uns no< nict eingebürgert und, ſoviel mir bekannt, auh nirgends fortgepflanzt.

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Auſtralien bekundet ſein eigentümliches Gepräge auh durch die Hühnergans (Cereopsis noVvae-hollandiae, cinereus und australis, Anser griseus), Vertreter der Gattung der Kappengänſe (Cereopsis), deren Kennzeichen ſind: träftiger Leib, dier, kurzer Hals, kleiner Kopf, ſehr furzer, ſtarker, ſtumpfer, an der Wurzel hoher Schnabel, der bis gegen die Spige hin mit einer Wachshaut bede>t, an der Spitze gebogen und gleihſam abgeſtußt iſt, ſo daß er dem Schnabel gewiſſer Hühnerarten entfernt ähnelt, langläufige, aber kurzzehige Füße mit tief ausgeſhnittenen Shwimmhäuten und großen, kräftigen Nägeln, breite Flügel mit ſtark entwidelten Schulterſhwingen, kurzer, abgerundeter Shwanz und ein reiches Kleingefieder. Die Färbung iſt ein ſ{<hönes Aſchgrau mit bräunlihem Schimmer, das auf dem Oberkopfe in Lichtaſchgrau übergeht und auf dem Rü>en durch rundliche ſhwarzbraune, nahe der Spite der einzelnen Federn ſtehende Fle>en gezeihnet wird; die Spigenhälfte der Armſchwingen, die Steuer- und Unterſhwanzde>federn ſind bräunlihſhwarz. Das Auge iſt ſcharlachrot, der Shnabel ſhwarz, ſeine Wachshaut grünlihgelb, der Fuß ſ{<wärzlih. Die Länge beträgt ungefähr 90, die Fittichlänge 55, die Shwanzlänge 20 em.

Labillardière erzählt daß die erſten Hühnergänſe, die er auf kleinen Fnjeln der Baßſtraße antraf, ih von ihm mit den Händen fangen ließen, die glü>li<h entgangenen aber bald ſcheu wurden und die Flucht ergriffen. Bailly beſtätigt dieſe Angabe und