Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Pampaſtrauß: Verbreitung. Aufenthalt. Lebensweiſe. 677

und ſ\pißig, die des Rumpfes groß, breit, zugerundet, aber weih, ſo daß keine geſchloſſenen Fahnen gebildet werden; die Augenlider tragen große ſteife Borſtenwimpern. Männchen und Weibchen unterſcheiden ſih dur< die Größe, aber wenig durch die Färbung ihres Gefieders.

Unter den zwei bekannten Arten iſt der Pampaſtrauß oder Nandu (Rhea americana, Struthio rhea) der bekannteſte und verbreitetſte. Die Federn des Oberkopfes, Oberhalſes, Na>ens und der Vorderbruſt ſowie die Zügelborſten ſind ſhwarz, die der Halsmilte gelb, die der Kehle, Ba>ken und oberen Halsſeiten heller bleigrau, die des Rückens, der Bruſtſeiten und Flügel bräunlich aſchgrau, die der übrigen Unterteile endlih ſ<hmußig weiß. Das Auge iſt perlgrau, der na>te Teil des Geſichtes fleiſchfarben, der Schnabel horngraubraun, der Fuß grau. Das Weibchen unterſcheidet ſih hauptſählih durch die lihtere Färbung der Federn des Na>ens und der Vorderbruſt. Beim männlichen Vogel beträgt die Länge gegen 1,5, die Breite gegen 2,5 m. Ein altes Weibchen, das der Prinz von Wied unterſuchte, war 1,38 m lang, 2,2 m breit.

Der Verbreitungskreis des Nandus dehnt ſih über die Steppenländer des ſüdlichen Amerika aus. Als eigentliche Heimat darf man das Pampasgebiet zwiſchen dem Atlantiſchen Meere und der Cordillera, von den Urwaldungen Bolivias, Gran Chacos, Paraguays und Braſiliens an bis nah Patagonien oder mit einem Worte, die Staaten des Nio de la Plata bezeichnen. Als echter Steppenvogel vermeidet er ſowohl wirklihe Berge als den eigentlihen Urwald; in den Hügelländern aber wird er ebenſo häufig gefunden wie in der Ebene; auch die lihteren Algarobenwälder ſowie die inſelartig in dem Grasmeere liegenden Myrten- und Palmenhaine beſucht er ſehr gern. Fn der Pampa oder Steppe gibt es wenige Striche, wo er gänzlich fehlt.

Ein Hahn lebt mit 5—T7, ſelten mehr oder weniger Hennen in geſonderter Familiengruppe, innerhalb des von ihm gewählten und gegen andere ſeines Geſchlechtes behaupteten Standortes. Nach der Brutzeit ſharen ſih aber mehrere ſolcher Familien zuſammen, und dann kann es geſchehen, daß man Herden ſieht, die aus 60 und mehr Stück beſtehen. So feſt das Familienband iſt, ſo loſen Zuſammenhang haben dieſe Zuſammenrottungen. Zufällige Umſtände trennen die Shwärme, und es ſchlagen ſi<h dann deren Teile mit dem nächſten weidenden Trupp wieder zuſammen. Übrigens ſcheinen ſich die Nandus ohne Not kaum über 2 engliſche Meilen weit von ihrem Geburtsorte zu entfernen, wie dies Böcking, dem wir, ſo weit mir bekannt, die beſte Lebensſchilderung des Vogels verdanken, ſehr genau an einem verwundeten, aber wieder geheilten, deſſen re<hter Flügel herabhing, beobachten konnte. „Dieſer von den Peonen „der Geſchädigte“ genannte Pampaſtrauß war oft tagelang von meinem Beobachtungsorte aus nicht zu ſehen, wurde aber dafür dann in dem Reviere unſerer Nachbarn auf 2 Leguas bemerkt und kam mit mehr oder weniger Geſellſchaft doh immer zurü>E.“ Jm Herbſte ſucht der Nandu die mit Geſtrüpp bewachſenen Stromufer oder Niederungen auf, der Myxrten- und anderer Beeren wegen, oder er zieht ſih da, wo es kein Strauchwerk gibt in die Diſtelwälder zurü>k die, der Liebhaberei der erſten ſpaniſchen Anſiedler für die Diſteln als Küchen- und Gartengewächs ihre Entſtehung verdankend, jeßt in der Pampa den Reiſenden wie den Viehzüchtern zum größten Verdruſſe viele tauſend Geviertmeilen Landes bede>en und von Fahr zu Jahr an Ausdehnung zunehmen. Zur Winterszeit ſteht der Vogel gern auf ſolhen Strichen, die von Viehherden regelmäßig begangen werden, weil hier das Gras immer furz gehalten wird und deshalb zarter iſt als anderswo. Um dieſe Zeit ſind diejenigen Stellen, auf welchen das Vieh von allen Richtungen her tagtäglih zuſammengetrieben wurde und den Boden reihli<h düngte, ſeine Lieblingsſtände.