Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 3

Mokaſſinſhlange. Waſſerotter. 469

Über die Fortpflanzung kenne ih keinen Bericht, glaube aber nicht, daß ſie ſih von der anderer Arten der Familie und Gatiung unterſcheidet.

Weit beſſer als die Mokaſſinſchlange kennen wir ihre nächſte Verwandte, die Waſſerotter oder Waſſerlanzenſhlange (Aneistrodon piscivorus, Trigonocephalus, Crotalus, Scytalus, Natrix und Cenchris piscivorus, Coluber aguaticus, Toxicophis piscivorus und leucostomus), die ebenfalls Nordamerika bewohnt und hier ausſ<hließli< in Sümpfen und Brüchen, an Flüſſen und Seen lebt. Auch ſie iſt eine große Giftſchlange, da ſie 1,5 m lang wird. Von der Mokaſſinſchlange unterſcheidet ſie ſih dur zwei glatte, überzählige Schildchen, die hinter den großen Hinterhaupts\childen liegen, und häufig überdies dur kleine Schüppchen, die ſi< zwiſchen die hinteren Stirnſchilde und den Scheitel[child eindrängen. Fhre Färbung ändert vielfah ab, wie mehrere ſtändige Spielarten beweiſen. Die meiſten Waſſerlanzenſchlangen ſind auf glänzend grünlihgrauem Grunde mehr oder minder regelmäßig dunkler gebändert und gleichen in der Zeichnung überhaupt der vorigen Art. Eine Spielart, welche die Amerikaner Waſſerviper nennen, iſt gleichmäßig dunkel erdbraun oder mattſchwarz, und ihre Bänder treten nur unmittelbar nah der Häutung einigermaßen hervor. Bei einer anderen Spielart wiederum herrſcht ein ſchönes Kaſtanienbraun vor, das bis zu düſterer Olivenfarbe dunkeln kann und auf der Unterſeite in Gelblihbraun übergeht, in der Regel nur jungen Schlangen eigentümlich iſt, bei einzelnen Stücken aber au< bis ins höhere Alter erhalten bleibt. Gewöhnlich iſt die Unterſeite erhebli dunkler als bei der Mokaſſinſchlange.

Nach Holbrook verbreitet ſih dieſe Schlange vom Pedee, einem Flüßc<hen im nördlichen Carolina, an na< Süden hin über ganz Nordamerika und na<h Weſten hin bis zum Felſengebirge, findet ſi< aber nur in der Nähe von Waſſer oder in dieſem ſelbſt. Ufer, Jnſeln und Fnſelchen der Seen, Brüche, Sümpfe, Teiche, Flüſſe und Bäche gewähren ihr Aufenthalt; auf troœenem, dürrem Lande begegnet man ihr nie. Während des Sommers liegt ſie oft in großer Anzahl auf den über das Waſſer hangenden Zweigen, gleitet, wenn ſie ſi< bedroht glaubt, eiligſt von dieſen hinab und ſ{<wimmt ebenſo zierlih wie eilfertig davon. Catesby glaubt, daß ſie ſih in das Gezweige auf den Anſtand nah Beute legen; es iſt jedo< wahrſcheinlicher, daß ſie die Äſte aufſuchen, um ſih zu ſonnen, weil ſie au< in baumloſen Sümpfen oder in den Neisfeldern während der Mittagsſtunden auf erhöhte, tro>ene Stellen fkriehen, um ſich hier den Sonnenſtrahlen auszuſeben. Jhre Nahrung beſteht vorzugsweiſe aus Fiſchen und Lurchen; ſie verſchonen aber au< Säugetiere und Vögel nicht, überhaupt kein einziges Wirbeltier, das ſie hinabwürgen können. Nah Angabe aller Beobachter, die ſie kennen lernten, ſind ſie der Schre>en der Neger oder Reisbauer überhaupt und werden in ungleih höherem Grade gefürchtet als die Klapperſchlange, weil dieſe, wie man ſagt, nur verwundet wenn ſie erzürnt wird, wogegen die Waſſerottern ohne weiteres angreifen und jedes lebende Weſen, das ſih ihnen nähert, zu vergiften ſuchen. Und nicht bloß die Menſchen fürchten ſie, ſondern alle Tiere, welche die Sümpfe bewohnen oder in der Nähe des Waſſers ſich aufhalten, die Säugetiere wie die Vögel die Kriechtiere wie die Lurche oder die Fiſche; denn alle werden von ihnen bedroht.

Unter ſämtlichen Grubenottern, ja unter allen Furchen- und Nöhrenzähnern iſt die Waſſerotter diejenige, welche ſi<h am leichteſten im Käfige halten läßt, zuerſt ans Futter geht, die verſchiedenſte Nahrung annimmt und ſich ohne Schwierigkeit fortpflanzt. Fm Tiergarten zu London warf ein Paax dieſer Tiere Junge, von welchen Ef feldt vier erhielt. Sie haben ihm Gelegenheit zu eingehenden Beobachtungen gegeben. Sie freſſen warmund kaltblütige Tiere, am liebſten jedo<h Fiſche, die ſie allem übrigen Futter entſchieden